30. Juni 2025

Neuartige Methode für ein neues Messgerät: Das Start-up AquaAware will eine Marktlücke in der Qualitätsprüfung von Wasser schließen – all das auf einem Universitätscampus in Vaihingen. Die jungen Unternehmer:innen erzählen, was die Technologie einzigartig macht. 

“Wollen wir nicht mal was Eigenes starten? Irgendwas mit Impact?“, erinnert sich Hannah Zink an die Worte ihrer Gründungskollegin und Mitbewohnerin Katja Thiess. “Mit Impact” ist der ausschlaggebende Begriff. Ein übliches Start-up wollten sie nie sein. Das zeigte sich schon von Anfang an. “Es war klar, dass wir was machen wollen, was uns Spaß macht. Es sollte uns auch fordern, dass wir mit Leidenschaft dabei sein können.”, berichtet Katja, Geschäftsführerin von AquaAware.

Die vier WG-Mitbewohner:innen und Freunde Hannah, Kilian, Katja und Meriem möchten eine Idee entwickeln, die nachhaltig ist und nicht weiter zum Überkonsum beiträgt. Doch das ist schwer, denn Optionen gibt es viele. "Man kann nicht einfach irgendein Produkt herstellen oder daran forschen, und nachher bringt es niemandem was.", sagt Katja. Sie recherchieren, wo es noch Forschungslücken gibt, und landen beim Thema Wasser: Filter gibt es zahlreiche, doch woher weiß man, welches Wasser man filtern muss? Die Intransparenz bei der Wasserqualität ist ein weltweites Problem. Schließlich sind viele Messgeräte nicht öffentlich zugänglich oder nutzbar.

Man kann nicht einfach irgendein Produkt herstellen oder daran forschen, und nachher bringt es niemandem was.

Katja Thiess (CEO)
Kilian (ganz links) und sein Team bei der Einweisung in ihr Labor an der Universität Stuttgart im Winter 2024.
Kilian (ganz links) und sein Team bei der Einweisung in ihr Labor an der Universität Stuttgart im Winter 2024.
Quelle: Katja Thiess, AquaAware

Ihre Idee ist eine andere: Im Jahr 2023 gründen sie ihr Start-up AquaAware und entwickeln ein handliches Messgerät, das Wasserqualität in einer 50ml Probe direkt vor Ort analysieren kann – für jeden zugänglich, ohne Labor, ohne Vorwissen. Nutzer:innen weltweit können in der dazugehörigen App nicht nur die Testergebnisse einsehen, sondern auch, was sie tun können, um die Wasserqualität im eigenen Umfeld zu verbessern.

Ein Paradebeispiel für ein Start-up

Das Vierergespann kombiniert bei der Entwicklung ihres Projekts gezielt die eigenen Fachkenntnisse: Informatik, Chemie, Physik und Maschinenbau. Zusammen tüfteln sie momentan an ihrem ersten Prototyp. Das Gerät soll die Messung, Analyse und Auswertung der Wasserprobe in Echtzeit und auf verschiedene Parameter durchführen. Die Daten werden per Bluetooth an die eigens entwickelte App gesendet, wo die selbst trainierte KI auf mögliche Verunreinigungen schließt. Wer möchte, kann seine Daten anonym einer globalen Wasserkarte in der App hinzufügen und somit selber zu einer besseren Transparenzkultur beitragen.

Bei uns hat jeder Mitspracherecht.

Katja Thiess (CEO)

Besonders stolz ist das Team auf das gelebte Miteinander. Es herrscht ein freundschaftliches Arbeitsverhältnis unter den knapp 15 rotierenden Beschäftigten. Sie scherzen locker im Labor, achten aber trotzdem auf Motivation und Leistung. Das Team selbst beschreibt ihr Arbeitsklima ganz anders, als man es aus dem Büro kennt. Flache Hierarchien, Musik während der Arbeit oder Teamevents, die geplant werden. “Wir waren schwimmen. Dann haben wir erstmal Kuchen gefrühstückt und dann haben wir angefangen zu arbeiten.” All diese Aspekte heben das Start-up von traditionellen Unternehmen ab. “Das ist immer eine gute Sache, wenn die Leute uns sagen, sie wollen auch wieder bei uns anfangen, das heißt, man war kein schlechter Arbeitgeber", schmunzelt Katja, "Bei uns hat jeder Mitspracherecht."

Von ihrer Idee konnten sie auch die Jury der DATIpilot-Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung überzeugen. Noch bis Ende 2025 werden die Jungunternehmer:innen durch einen Geldbetrag für die Entwicklung ihrer innovativen Idee finanziell unterstützt. In Zukunft möchte das Start-up als soziales Unternehmen bei einem Verkauf ihres Produkts ein zweites Gerät zum Beispiel an NGOs spenden. Privatpersonen sollen das Gerät ebenfalls für einen dreistelligen Betrag erwerben können. Damit sollen Menschen weltweit ihre Wasserqualität prüfen können. Das Messgerät soll mit interessierten Kund:innen, unter anderem aus der Wasserindustrie, in verschiedenen Regionen wie Deutschland oder Indien optimiert werden. Entwickelt wird das Gerät “mit Impact” in Vaihingen an der Universität Stuttgart und der Hochschule der Medien, wo sie bei der diesjährigen MediaNight am 3. Juli vertreten sind. AquaAware hat zwar noch einen langen Weg vor sich, verdeutlicht jedoch jetzt schon, dass sie nicht nur ein Tropfen im Ozean der Start-ups sind.