„Du machst die Puppe und ich die Musik und zusammen erobern wir die Welt!“
Dundu – einzigartige Großpuppen aus Stuttgart
Wir befinden uns irgendwo in Asien. Alles ist dunkel. Es erklingt eine Kalimba und eine ein Meter große Lichtgestalt hüpft über die Bühne. Wenige Meter hinter ihr erscheint eine weitere Leuchtfigur. „Mein Kleines, komm zurück“, ruft die fünf Meter große Puppe, doch das Kleine hat schon etwas entdeckt. „Was ist das? Was ist das da hinten?“, ruft es immer wieder und eilt aufgeregt zu einem Käfig am anderen Ende der Bühne. „Hilf mir Mama, ich will da rein!“, ruft das Kleine und rüttelt immer wieder an dem Gitter. Gemeinsam ziehen sie an der Tür, doch sie bleibt verschlossen. Nach etlichen Versuchen ruft die Großpuppe nach ihrem Mann und eine weitere Lichtgestalt erscheint auf der Bühne. Kurz darauf öffnet die Familie mit vereinten Kräften das Gehege. Aus diesem fährt ein Familienwagen in die Mitte der Bühne. Ein CEO und ein Moderator steigen aus und beginnen in einer Sprache zu sprechen, die wir nicht verstehen.
Der Zauber von Dundu
Die eben beschriebene Autopräsentation in Asien ist nur ein Beispiel von vielen spektakulären Auftritten der weltweit größten frei spielbaren Puppen. Seit 2006 verzaubern die von Tobias Husemann kreierten Großpuppen Zuschauende auf der ganzen Welt. Egal, ob während der World Champions League im Pferderennen in Dubai oder auf einem 15 Meter hohen Rathaus in Toulouse – wenn Dundu erscheint, entsteht Magie. Auch Henry Weißker erinnert sich noch an den atemberaubenden Moment, als er Dundu das erste Mal gesehen hat: „Dundu hat mich sofort in seinen Bann gezogen und die Welt um mich herum vergessen lassen.“
Die Kunst des Puppenspielens
Zum Leben erweckt werden die Großpuppen von fünf Puppenspielenden. Über lange Stangen steuert eine Person den Rücken und Kopf, während jeweils zwei weitere Puppenspielende die Arme und Beine von Dundu bewegen. Um menschlich anmutende Bewegungen perfekt imitieren zu können, ist nicht nur eine ausgefeilte Technik, sondern auch jede Menge Übung erforderlich. „Das Spielen setzt nicht nur körperliche Kraft und Kreativität, sondern aufgrund des hohen Anteils an Improvisation auch jede Menge Spontanität voraus“, erklärt die Puppenspielerin Nora Drahota. Die Armspielerin von Dundu weiß außerdem um weitere Besonderheiten.
Eine außergewöhnliche Klangwelt
So wie jedes Wesen seinen eigenen Sound hat, besitzt auch Dundu seine ganz persönliche Klangwelt. Kreiert wird diese von Stefan Charisius, dem Co-Founder von Dundu. Nach seiner Reise nach Afrika beherrschte der gelernte Sprecherzieher als einer von wenigen Europäern das rhythmisch komplexe Erzählinstrument Kora. Die 21-saitige Harfe stammt aus Westafrika und legte den Grundstein für Jazz, Blues und Swing und trug damit im Wesentlichen zu der Entwicklung der heutigen Popmusik bei. Stefan Charisius erzählt uns von der Bedeutung der Kora, der außergewöhnlichen Klangwelt von Dundu und seiner ganz persönlichen Beziehung zur Musik.
Der Meister des Überdimensionalen
Die Idee für Dundu hatte Tobias Husemann. „Tobias wurde während seiner Arbeit für ein Straßentheater in Jerusalem gebeten, eine fünf Meter große Puppe in Gestalt von Elvis Presley zu erschaffen“, erinnert sich Stefan Charisius, der Co-Founder von Dundu. Der Auftrag war es, eine auseinandernehmbare, leichte und frei spielbare Puppe zu bauen, die zudem den windigen Küsten Israels trotzen konnte. Klassischer Stoff erwies sich dafür allerdings als zu windanfällig. Nach einigen Tüfteleien entstand eine winddurchlässige Netzstruktur. Diese legte den Grundstein für die Erschaffung von Elvis und später auch für Dundu. „Das sich aus dieser anfänglichen Notsituation ein derartiger Geniestreich entwickelte, ist unbeschreiblich“, fasst der Co-Founder von Dundu die Entwicklungen zusammen. Als der gebürtige Stuttgarter die völlig begeisterte Reaktion der Menschen auf seine Großpuppe hautnah miterlebte, kam er 2005 mit einer ganz speziellen Vision nach Stuttgart zurück. „Du machst die Puppe und ich die Musik und zusammen erobern wir die Welt“, wusste Stefan Charisius sofort. „Tobias wollte schon immer etwas gänzlich Neues erschaffen und das ist ihm mit Dundu auf jeden Fall auch gelungen“, ergänzt der Co-Founder von Dundu.
Die Reise von Dundu
Während Husemann im Gestalterischen schon immer ein besonderer Könner war, beherrschte Charisius nach seiner Reise nach Afrika die Kora.
Gesagt, getan! Um dieses gigantische Projekt umsetzen zu können, kam der Kunstverein Wagenhalle gerade recht. Dort tüftelten Tobias Husemann und Stefan Charisius nächtelang an der Biegetechnik, der Beleuchtung und der entsprechenden Klangwelt. „Den großen Durchbruch feierten wir 2009, als das Ministerium für Kunst und Wissenschaft Dundu im Zuge der Leichtathletik WM nach Berlin holte“, erzählt Stefan Charisius. „Spätestens seit dem Auftritt bei der Weihnachtsshow von Helene Fischer, ist Dundu international bekannt und wird auf der ganzen Welt gebucht“, fügt Stefan stolz hinzu.
Zukünftige Entwicklungen
Mit der Zeit erweiterte Tobias Husemann die Dundu Familie unter anderem um Baby Dundu, Bimbi und Spiegly und eignete sich im Zuge dessen weitere Fähigkeiten wie Biegetechniken, Metallbau und Tuchbinden an. In den letzten Jahren stand der Meister des Überdimensionalen allerdings vor einer neuen Herausforderung. „Da sich die Transportkosten für Dundu ins Ausland zwischen 10.000 und 12.000 Euro belaufen, entstand die Idee von einer aufblasbaren Puppe, die die Puppenspielenden auf ihren Reisen ganz einfach im Handgepäck mitnehmen können“, erzählt Stefan Charisius. Auch wenn das Resultat aktuell noch nicht eingesetzt wird, ein Meilenstein in der Geschichte von Dundu.
Ein atemberaubendes Erlebnis
Bei Dundu treffen Skulptur- und Puppenbau in einer nicht alltäglichen Dimension aufeinander. Durch die begabten Puppenspielenden in Kombination mit einer einzigartigen Beleuchtung und außergewöhnlichen Musik entsteht für die Zuschauenden ein atemberaubendes Erlebnis.
„Dundu hat mich sofort in seinen Bann gezogen und die Welt um mich herum vergessen lassen.“
Stefan Charisius ergänzt: „Das Besondere an den Großpuppen ist, dass jeder Mensch seine eigenen Gedanken, Gefühle und Fantasien in die überdimensionale Lichtgestalt projiziert und aus dieser Kraft und Hoffnung schöpft.“ Somit ermöglicht Dundu, was bereits in dessen Name „Du und Du“ steckt: Er bringt Menschen zusammen. Und dies, ganz egal, ob bei einer Autopräsentation in Asien, einer Hochzeit in Indien oder einem Straßenfestival in Toulouse.