MediaNight 4 Minuten

Hier wird eingetütet - den Schokolinsen auf der Spur

Zwei Studentinnen mit Prototypen aus Karton an der Maschine
Um sicherzustellen, dass alles aufeinander abgestimmt ist, haben die Studentinnen aus Karton einige Prototypen ihrer Bauteile angefertigt. | Quelle: Nick Häusler
30. Juni 2025

Ein Prozess von nur wenigen Sekunden hat sechs Studentinnen monatelange Arbeit gekostet. Entstanden ist eine kleine Maschine, die es mit Schokolinsen ganz genau nimmt. Das Team gibt einen Einblick in die Arbeitsschritte und erzählt, welche Erfolge es feiern konnte.

Die letzten Kabel werden angeschlossen, der Motor fängt leise an zu summen. Der Startknopf wird gedrückt und die Masse an weißen und pinken Schokolinsen beginnt sich zu bewegen. Immer fünf Stück gleichzeitig finden ihren Platz in dem grünen Dosierrad. Sind nach wenigen Sekunden alle zwanzig Löchlein in dem Rad belegt, bringt es ein Sensor zum Stillstand. Die Schokolinsen purzeln indessen schon durch eine lange Röhre in Richtung Verpackung. Ihre Reise ist dort zwar noch nicht zu Ende, aber allein dieser Prozess, hat schon einiges an Überlegungen und Tüfteleien beansprucht. 

„Wir haben sehr viele Prototypen und Versuche machen müssen, bis alles klappte, wie wir es uns vorgestellt haben“, erzählt Emma Kolbe. Sie ist eine der sechs Studentinnen aus dem vierten Semester der Verpackungstechnik, die sich auf das bisher unbekannte Gebiet des Maschinenbaus gewagt haben. „Am schwierigsten war es zu überlegen, wie wir in jeden Beutel gleich viele Linsen bekommen“, ergänzt Bettina Lucas. Die Entscheidung ist letztendlich auf ein zylindrisches Rad mit runden Einkerbungen gefallen, die exakt die Größe der Schokolinsen haben. Das Dosierrad kann man nicht eben mal kurz bei Amazon bestellen, sondern muss selbst entworfen werden. War die erste Konstruktion aus Pappe angefertigt, kam anschließend die digitale Version für den 3D-Druck. 

Der Countdown läuft

Zwei Wochen vor der „MediaNight“ ist noch längst nicht alles fertig: Was auf jeden Fall noch fehlt sind zwei Rampen, um die einzelnen Bauteile miteinander zu verbinden. Eigentlich sollten diese aus Edelstahl gefertigt werden, aus Zeit- und Materialgründen aber wohl doch eher aus Wellpappe. Tabea König wird außerdem noch die Maschine programmieren. Das ist zum Glück kein völliges Neuland für sie – Tabea hat bereits einiges an Vorwissen aus der Schulzeit mitgebracht. Für den Bau der Konstruktion, die an der großen Bosch-Maschine installiert wurde, hat Bettina Lucas immer wieder von dem Fachwissen ihres Vaters profitieren können. Er ist professioneller Werkzeugmacher und hat mit dem ein oder anderen Rat der Gruppe zum Erfolg verhelfen können.

Das Dosier-Rad mit den Schokolinsen in Betrieb
Alle Kabel an der richtigen Stelle? Der letzte Feinschliff in der Programmierung soll für einen reibungslosen Ablauf sorgen.
Quelle: Maja Siewert

Was ist, wenn eine der Schokolinsen sich nicht richtig einordnet, oder worauf sollte während des Ablaufs besonders geachtet werden? Das hat sich auch Nadine Kreutzmann gefragt: Sie hat im Vorhinein und auch während des Projekts ausführliche Fehleranalysen durchgeführt sowie den Ablauf des Projekts genaustens dokumentiert. Auch sicherheitstechnisch galt es einige Vorkehrungen zu treffen. Eine Funktion, die die große Maschine hat, fehlt an der Dosierungs-Konstruktion jedoch: „Bei uns gibt es keinen Notausknopf – wir müssen dann halt den Stecker ziehen“, lacht Isabelle Federer.

„Bei uns gibt es keinen Notausknopf – wir müssen dann halt den Stecker ziehen.“

Isabelle Federer, Studentin

Gemeinsam an einer Schraube drehen

Bei all den einzelnen Arbeitsschritten war es für die Gruppe entscheidend, sich gegenseitig immer abzustimmen. Einmal die Woche haben sich die Mädels im Labor der Verpackungstechnik getroffen, um sich über den aktuellen Stand der Dinge in den einzelnen Teams zu informieren. Die verbauten Materialien waren größtenteils bereits in der Werkstatt vorhanden, das Team musste nur einzelne Teile dazu kaufen. Von dem 500 Euro großen Budget, haben sie nur rund 50 Euro ausgegeben.

An der „MediaNight“ selbst, wird das Projekt nicht live in Betrieb sein können. Die große Bosch-Maschine, an die die Konstruktion installiert ist, kann nicht bewegt werden. Dafür wird es ein Video geben, bei dem der Dosierer präsentiert wird – schließlich haben die Studentinnen in den letzten Monaten viel Zeit und Energie investiert. Auf die Frage, wie viele Stunden die Gruppe für ihr Projekt aufgebracht hat, überlegt sie einen Moment und einigt sich dann schmunzelnd auf: „Viel.“ Bettina Lucas kann es konkretisieren: „Je nach Woche waren es schon so fünf bis acht Stunden.“

Die Studentinnen der Verpackungstechnik vor ihrer Maschine
Die angehenden Verpackungstechnikerinnen Xenia Krämer, Tabea König, Nadine Kreutzmann, Luisa Strelow, Emma Kolbe, Bettina Lucas und Isabelle Federer (von links) aus dem vierten Semester.
Quelle: Maja Siewert

Und wofür der ganze Aufwand?

Sinn und Zweck des Projekts war es, den angehenden Verpackungstechnikerinnen einen Einblick den Maschinenbau zu ermöglichen: „Wenn man Verpackungen entwirft und konstruiert, muss man auch wissen, ob es dafür die passenden Maschinen gibt“, argumentiert die Gruppe. Ihr Ergebnis kann sich auf alle Fälle sehen lassen – beim nächsten Mal könne man jedoch gerne andere Schokolinsen verwenden, heißt es. „Die weiß-pinken können wir langsam nicht mehr sehen“, lachen die Studentinnen. „Aber: Sie riechen schlimmer, als sie schmecken“, verteidigt Isabelle Federer die Süßigkeiten. Vielleicht entscheidet sich Dozent Josef Mair im nächsten Semester ja für M&M’s?

Komm vorbei!

Die acht Mädels freuen sich darauf, dir das Projekt persönlich vorzustellen. Während der „MediaNight“ kannst du dir das Video in Raum s204 anschauen.