Angekommen in Deutschland
Seit sechs Monaten bin ich Studentin an der Hochschule der Medien in Stuttgart. Ich bin eine ausländische Studentin, die jetzt in Deutschland wohnt und seit acht Jahren von einer Zukunft in diesem Land träumt. Ursprünglich komme ich aus einer schönen kleinen Stadt in Bulgarien – ein Land mit Geschichte, Kultur und bildschöner Natur, von dem nicht viele gehört oder gelesen haben, ein Land mit sieben Millionen Einwohnern und unzähligen Schätzen. Obwohl mein Heimatland seit dem Jahr 2007 in der Europäische Union ist, wurde mir leider oft die Frage „Wo ist Bulgarien?“ gestellt.
EU-Bürgerinnen und -Bürger dürfen an jeder Hochschule in der EU unter denselben Voraussetzungen wie Einheimische studieren. Die Aufnahmebedingungen unterscheiden sich zwischen den einzelnen Ländern und Hochschulen jedoch erheblich. Wer an einer deutschen Hochschule studieren möchte, muss einige Voraussetzungen erfüllen. Kommst du aus einem Land der EU, aus Island, Liechtenstein, Norwegen oder der Schweiz und genügt dein Zeugnis dort für einen Hochschulzugang, dann ist es meistens auch in Deutschland ausreichend. Neben diesen formalen Anforderungen sind natürlich auch deine Sprachkenntnisse eine wichtige Voraussetzung für ein Studium in Deutschland.
Ich habe vor vier Jahren angefangen, in der Schule Deutsch zu lernen. In der zwölften Klasse musste ich dann einen Fremdsprachentest, genannt TestDAF (Test Deutsch als Fremdsprache), ablegen und bestehen.
Mein Anfang in Deutschland
Wie aller Anfang war meiner in Deutschland nicht so leicht und problemlos. Am 26. August 2017 bin ich von Bulgarien nach Dortmund geflogen, wo meine einzigen Bekannten in Deutschland waren. Mein Aufenthalt dort hatte das Ziel, mich auf das neue Leben in Deutschland vorzubereiten und die Sprache zu üben, bevor ich anfange an einer deutschen Universität zu studieren. In einem Monat habe ich vieles gelernt und das Selbstbewusstsein erworben, das ich dringend brauchte, um mich in einem fremden Land sicher zu fühlen. Das habe ich zumindest geglaubt und zwar bis zu dem Tag, an dem ich alleine nach Stuttgart fahren musste. Ich habe meine Koffer gepackt – vor allem mit Hoffnungen und dem Glauben daran, dass mein Traum bald in Erfüllung geht.
In Stuttgart kannte ich niemanden. In der ersten Woche hatte ich nur mich selbst: meine Gedanken, meine Ängste, meine Sorgen. Natürlich hatte ich die Unterstützung meiner Familie und Freunde, aber aufgrund der Tatsache, dass sie 2.000 Kilometer weit weg von mir waren, habe ich mich noch seltsamer gefühlt.
Aber auf keinen Fall ist das Leben als ausländischer Student in Deutschland so seltsam, wie ich es beschrieben habe. Das war nur die erste Woche. Von da an habe ich langsam angefangen, Freunde zu finden und schöne Orte in Stuttgart zu entdecken, wie die Grabkapelle auf dem Württemberg oder den Max-Eyth-See in Stuttgart-Hofen. Nach einem Monat habe ich mich sicherer gefühlt und konnte mein neues Leben hier mehr und mehr genießen.
Der neue Lebensstil war für mich die größte Herausforderung, obwohl viele von meinen Freunden sagen, dass ihr größtes Hindernis die Sprache war. Die sprachlichen und kulturellen Barrieren sollen mit Hilfe der Kommunikation aus dem Weg geräumt werden.
Wie Befragungsergebnisse zeigen, fühlt sich nur rund die Hälfte der ausländischen Studierenden in das soziale Leben außerhalb der Hochschule gut integriert, insbesondere der Kontakt zu deutschen Studierenden bereitet offenbar Schwierigkeiten.
Ich kann mit gutem Gewissen sagen: Ich fühle mich integriert. Zu meinen deutschen Kommilitonen habe ich auch Kontakt, sie sind nett und hilfsbereit. Aber man sollte wissen, dass man sich nicht am ersten Tag, in der ersten Woche oder im ersten Monat akzeptiert oder integriert fühlt. Das alles braucht Zeit.
Ich habe drei von meinen internationalen Freunden in Deutschalnd gefragt, ob sie sich in Deutschland integriert fühlen.
Die Vermittlung von Deutschkenntnissen spiele bei der Integration eine entscheidende Rolle, entsprechenden Angeboten müsse an den Hochschulen noch mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden, betont die Präsidentin des Deutschen Akademischen Auslandsdienstes (DAAD), Margret Wintermantel.
Warum lohnt es sich, in Deutschland zu studieren?
Deutschland ist ein attraktiver Studienstandort und ein deutscher Hochschulabschluss wird von Arbeitgebern weltweit geschätzt. Deutsche Hochschulen bieten ein exzellentes Niveau in Lehre und Forschung, das zu den besten der Welt zählt. In vielen Studiengängen sind Theorie und Praxis eng miteinander verzahnt. Das erleichtert den Start ins Berufsleben enorm. Auch von Vorteil ist, dass das Studium in Deutschland für EU-Bürger gebührenfrei ist. Dank meines Studiums im Ausland habe ich Freunde gefunden, die von überall auf der Welt kommen. Für mich war das das erste Mal, dass ich mit Menschen aus anderen Kulturen in Kontakt trete. Ich habe vieles über die anderen Länder gelernt, Kultur, Traditionen und Essen. In meiner Wohnung leben zum Beispiel noch Leute aus Italien, Slowenien und China.
So habe ich durch mein Studium viele neue Perspektiven erhalten. Ich habe nicht nur meinen Horizont erweitert, sondern auch ein anderes System mit anderen Anforderungen kennengelernt. Von Anfang an war ich für die neue Kultur und deren Traditionen offen. Ich wollte nicht nur alles wissen, sondern mich auch anpassen. Ich bin aus meiner Komfortzone herausgetreten und kam in ein völlig neues Umfeld. Meine Weltanschauungen und wie ich die Welt wahrnehme wurden herausgefordert. Ich habe Gewohnheiten, Geschmäcker und Ansichten, die ich vorher noch nicht kannte, angenommen und die Dinge, die Deutsche anders machen, sind für mich nicht mehr seltsam oder fremd, sondern gewöhnlich.
Jetzt bin ich stolz auf mich und glücklich, dass ich in Deutschland studiere. Auch wenn es manchmal sehr anstrengend sein kann, in einer fremden Sprache zu studieren: Ich weiß, dass es sich lohnt. Ich habe noch immer Ängste – dass ich meine Prüfungen nicht schaffe oder dass mich meine alten Freunde vergessen. Aber in diesen sieben Monaten habe ich so viele interessante Menschen kennengelernt, habe jetzt Freunde bei mir, denen ich vertrauen kann und das Wichtigste ist – ich bin nicht die gleiche Person, die ich vor sieben Monaten war. Jetzt bin ich stärker.