Darmgesundheit

Aus dem Bauch heraus

18. Jan. 2021
Obwohl bekannt ist, dass ein gesunder Darm positive Auswirkungen auf den Körper und unsere Psyche hat, ist er weiterhin ein Tabuthema. Wir sollten uns endlich einmal bewusst machen, warum wir dem größten Organ in unserem Körper mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Ein Kommentar.

Wir Menschen lieben Ästhetik. Aufgeräumtheit und Sauberkeit sind uns wichtig. Aus diesem Grund reden wir nicht gerne über Themen, die ein schmutziges, ekliges Image haben. Wie der Darm zum Beispiel. Allein all die Synonyme, die wir Menschen für den Stuhlgang verwenden, zeigen schon die Schwierigkeiten auf, die uns dieses Thema bereitet. Manche melden derb „Ich geh‘ kacken“, andere sind eher peinlich berührt und sagen dazu distanziert „ein Ei legen“. Wir werden auf diesem Gebiet einfach immer kreativer. 


Dabei gibt es eigentlich gar keinen Grund, dass wir uns dafür schämen. Klar, die Darmentleerung ist ein sehr unattraktiver Prozess, der auch noch einen unangenehmen Geruch mit sich bringt. Aber wir sollten uns vor Augen führen, was der Darm Tag für Tag leistet. Er nimmt nicht nur unsere Nahrung auf und zerlegt sie wieder, nein. Der Darm ist noch viel wichtiger für unsere Gesundheit, als den meisten wahrscheinlich bewusst ist.


Zum einen befinden sich im Darm 80% all unserer Immunzellen und darüber hinaus noch 100 Millionen Nervenzellen, wodurch der Darm einen unmittelbaren Einfluss auf unsere Abwehrkraft und unsere mentale Balance hat. Zum anderen leben dort 100 Billionen nützliche Bakterien, unsere Darmflora, die Vitamine produzieren und so zu unserer Gesundheit beitragen. Ein gesunder Darm bedeutet also automatisch auch ein besseres Abwehrsystem, mentale Gesundheit, eine gesunde Haut und mehr Leistung und Energie im Alltag.


Doch wir geben oft nicht gut genug auf unser Verdauungsorgan acht. Sobald unser Hals etwas kratzt, unsere Nase läuft oder wir ein bisschen husten müssen, pumpen wir uns mit Medikamenten voll. Diese, besonders aber Antibiotika, sind sehr schlecht für unseren Darm. Dazu kommt noch all der Stress, dem wir unseren Körper aussetzen. Dadurch, dass sich im Darm viele Nervenzellen befinden und dort auch Hormone gebildet werden, ist unser Gehirn eng mit unserem Verdauungstrakt verbunden. Stress ist also ein weiterer Störfaktor für eine gesunde Darmbalance. Aber am wichtigsten ist natürlich unsere Ernährung. Zucker, verarbeitetes Fleisch und schlechte Fette sind Erzfeinde des Darms. Dazu kommen noch weitere Umwelteinflüsse oder chronische Erkrankungen und wir klagen tagelang über Unwohlsein, Durchfall, Blähungen, Reizdarm oder Verstopfung. Aber nicht nur diese offensichtlichen Darmkrankheiten stehen mit dem Organ in Verbindung, sondern auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Allergien, Neurodermitis, Diabetes oder Übergewicht. Auch psychisches Wohlbefinden geht mit einer ausbalancierten Darmgesundheit einher.


Durchfall und Verstopfung – Kein Wunder, dass der Darm so ein Tabuthema ist. Wir sollten unseren Darm endlich lieben lernen und gut pflegen. Ballaststoffreiche Produkte und gesunde Fette bevorzugen, kleinere Portionen essen, viel trinken, ausreichend Bewegung und genug Schlaf – das reicht schon. Dann merken wir nach einer Zeit auch die positiven Auswirkungen, die der Darm auf unseren ganzen Körper hat. Wenn wir das geschafft haben, dann wird das Schamgefühl und der Ekel verschwinden und einer gewissen Ästhetik weichen. Hoffentlich fangen wir auch endlich mal an, darüber zu reden und uns auszutauschen. Der Darm hat es nicht verdient, so wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Er ist viel zu wichtig.