Fußball 5 Minuten

Die Champions League-Reform: Ein grandioser Kompromiss

Ein neues System: Die Ligaphase
Ab der Saison 2024/25 gilt ein neues System in der Vorrunde der Champions League | Quelle: Justin Ernst
21. Jan. 2025

Seit der jetzigen Fußball-Saison 2024/25 ist ein neues System in der Vorrunde der Champions League aktiv. Die Mannschaften werden nicht mehr in Gruppen aufgeteilt, sondern spielen zusammen in einer Liga. Von Anfang an wurde es stark kritisiert. In der Praxis zeigt sich jedoch: Das System hält der Kritik stand. Ein Kommentar.

Der neue Modus der Champions League (kurz CL) ist besser als erwartet. Dies kann bereits nach vier Spieltagen gesagt werden. Der prestigeträchtigste Wettbewerb im europäischen Fußball wurde schon immer verändert. Von Überarbeitung zu Überarbeitung wurde die Vorrunde größer: mehr Klubs, mehr Gruppen und damit auch mehr Spiele, demzufolge auch mehr Einnahmen. Ein Versuch der zwölf größten Klubs, eine sogenannte Super League zu gründen, scheiterte. Dies führte zu einer erneuten, großflächigen Änderung der Vorrunde der CL. Eine Systemänderung, die wie ein Kompromiss aussieht. Eine Light-Version der Super League. Aber diese Version funktioniert verblüffend gut. Ohne eine fehlende Qualifikationsmöglichkeit und aktive Wettbewerbsverzerrung von den großen Klubs selbst, wie sie der Super League vorgeworfen wurde.  

Die Veränderungen

Die Gruppenphase weicht einer Ligaphase. Statt wie bisher 32 Mannschaften nehmen jetzt 36 Mannschaften am Wettbewerb teil. Die Hin- und Rückspiele werden in der Vorrunde vollständig abgeschafft. Stattdessen spielt jede Mannschaft gegen acht verschiedene Gegner, dabei werden vier Spiele im eigenen Stadion ausgetragen, vier Spiele auswärts bestritten. Die besten acht Teams, in der Liga, qualifizieren sich direkt für das Achtelfinale. Die Teams, die die Plätze 9 bis 24 belegen, spielen gegeneinander in Play-Offs um die restlichen Tickets fürs Achtelfinale. Ab dem Achtelfinale geht es in dem gewohntem KO-Modus der vorherigen Champions League-Saisons weiter. 

Kritik in der Theorie und Ausführung in der Praxis

Zunächst wurde der neue Modus von Fans und Expert*innen heftig kritisiert. Die großen Vereine wie Real Madrid oder der FC Liverpool würden zu sehr profitieren. Die Chancen für eine Überraschung von kleineren Mannschaften würden minimiert werden. Die praktische Ausführung zeigt jedoch: Ganz so ist es nicht. In den Top 8 der Liga standen nach vier Spieltagen nicht die ganz riesengroßen Vereine, außer Borussia Dortmund, FC Barcelona und Inter Mailand. Im Gegenteil: Vereine wie Stade Brest (der sich außerdem zum ersten Mal für die CL qualifiziert hat) oder Sporting Lissabon stehen am oberen Ende der Tabelle. 

Jedes Spiel ist wichtig

Da in der Ligaphase keine Hin- und Rückspiele mehr existieren, bekommt jedes Spiel mehr Gewicht. Die kleinen Mannschaften sind dadurch motivierter in Spielen gegen größere Mannschaften wie Real Madrid oder den FC Bayern München. Zum Beispiel das Spiel Sporting Lissabon gegen Manchester City. Eine der spielstärksten Mannschaften der Welt gegen die beste Mannschaft Portugals. Sporting gewann das Spiel mit 4:1. So auch der 1:0 Sieg vom OSC Lille gegen Real Madrid. Dies bedeutet mehr Spannung in der Vorrunde, denn wenn eine größere Mannschaft ausrutscht, ist direkt mehr Druck vorhanden und die Wahrscheinlichkeit eines eigenen Ausscheidens höher. Gleichzeitig erhöht sich durch das Ausrutschen der größeren Mannschaft auch die Chance für kleinere Mannschaften, zu überraschen. 

Die Champions League ist jetzt interessanter und spannender geworden

Mehr Abwechslungen bei den Gegnern bedeutet auch für die Fans der Mannschaften mehr Spannung. Im alten Modus waren die Spiele meistens redundant. Wenn man zweimal gegen dieselbe Mannschaft in der Vorrunde spielt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, zweimal ein Spiel mit ähnlichem Spielverlauf zu sehen. Das ist in der neuen Ligaphase nicht gegeben. Damit führt es zu Partien, die einen gewissen X-Faktor besitzen, weil die Spielanlagen jeder Mannschaft unterschiedlich sind. Manche konzentrieren sich aufs Verteidigen, andere setzen komplett auf die eigene Offensive. Als Fan weiß man nicht, was einen erwartet und dies sorgt für eine Anspannung bei den Spielen. 

Für die Zuschauenden, die nicht regelmäßig Fußball verfolgen, bietet dieser Modus sehr viel Interessantes und Spannendes. Im vorherigen Modus war das nicht der Fall. Meistens wusste man, wer in den Gruppen weiterkommen wird. Zum Beispiel in der Saison 2023/2024 die Gruppe H. In dieser Gruppe wurden die Vereine FC Barcelona, FC Porto, Schachtar Donezk und Royal Antwerp FC zugelost. Es war vorhersehbar, welche Mannschaften die Plätze eins und zwei belegen würden. Nämlich Barcelona und Porto, da ihre Kader qualitativ deutlich besser sind als die von Donezk und Royal Antwerp. Somit wurde der Wettbewerb erst immer ab der KO-Phase interessant. Die letzten Spieltage, im neuen Modus, sind durch die Abschaffung der Hin- und Rückspiele brisanter und deutlich spannender geworden. Da  viele Mannschaften in den entscheidenden Duellen gegeneinander um die Qualifikation für die KO-Phase spielen werden. Deswegen ist die Champions League Reform ein guter Kompromiss. 

Deine Meinung interessiert uns

Findet ihr die CL-Reform gut?

Ja

Abstimmen

Nein

Abstimmen
Nach der Abstimmung siehst du das Ergebnis.