Fabriken für Fische: Illusion einer nachhaltigen Alternative
In riesigen Käfigen schwimmen die Fische endlos im Kreis. Ihr Leben spielt sich auf engstem Raum mit hunderttausenden Artgenossen ab. Die Massenzucht als „Aquakultur“ setzt auf Effizienz und maximalen Ertrag – nichts bleibt dem Zufall überlassen. Das Versprechen: Durch die kontrollierte Fischzucht sollen die Weltmeere entlastet und die wachsende Weltbevölkerung ernährt werden. Doch die Realität sieht anders aus. Es ist eine industrielle Produktion, beschädigte „Ware“ wird aussortiert. Die Folge: Umweltschäden, Parasiten und immer wieder Unfälle, bei denen kranke Fische in die Meere und Flüsse gelangen. Die Fischzucht hat Nebenwirkungen.
Gigantischen Anlagen brauchen Platz. Mangrovenwälder, die Lebensräume bieten, Sturmfluten abmildern und CO₂ speichern, werden für Aquakulturen abgeholzt. Inzwischen decken diese Anlagen 50 Prozent des weltweiten Fischkonsums. Ähnlich wie die industrielle Landwirtschaft, hinterlassen sie Spuren: Medikamente, überschüssiges Futter und Exkremente verschmutzen umliegende Gewässer. Parasiten wie die Lachslaus verbreiten sich in den überfüllten Käfigen rasant. Sie bedrohen nicht nur die Zuchtfische, sondern die ohnehin geschwächten Wildbestände.
Die „beschädigte Ware“ bleibt der Außenwelt dabei nicht verborgen. Immer wieder entkommen beispielsweise bei Hochwasser deformierte Zuchtlachse – sogenannte „Zombielachse“ – und vermischen sich mit Wildlachsen. Das bedroht deren genetische Vielfalt. Hinzu kommt ein Paradoxon: Für die Ernährung fleischfressender Zuchtfische wie Lachs oder Forelle wird Fischmehl und Fischöl benötigt. Das wiederum wird aus wild gefangenen Fischen hergestellt. Wir plündern die Meere, um gezüchtete Fische zu ernähren, statt die natürlichen Bestände zu schützen.
Die Zuchtanlagen für beliebte Speisefische wie der Lachs sind weder die Lösung des Ernährungsproblems noch die Lösung der Überfischung. Denn der Höhepunkt der Aquakultur ist laut einer Studie erreicht. Wenn wir ganz auf das Wildfischen verzichten wollen, fehlen uns jährlich 71 Millionen Tonnen an Fisch. Die vorhandenen Aquakulturen müssten drei Mal so viel Fisch produzieren wie jetzt. Unser wachsender Konsum kann weder durch die Überfischung der Weltmeere noch durch die Massenzüchtung in Farmen gedeckt werden. Das System der Massenfischindustrie ist weder nachhaltig gedacht noch zukunftsfähig.
Ein Umdenken ist dringend notwendig. Wenn wir unser Konsum- und Produktionsverhalten nicht anpassen, werden die Fischbestände weiter schrumpfen, wodurch Küstenregionen weltweit ihre Lebensgrundlage verlieren könnten. Die Weltmeere sind so überlastet, dass wichtige Ökosysteme zerstört werden.
Der Handel mit überfischten und bedrohten Arten muss eingeschränkt werden. Produktionsmethoden müssen nachhaltiger werden. Anstelle immer größer werdenden Massenfischindustrien zu errichten und auf billige Preise zu setzen, sollten wir uns fragen, ob es nötig ist den weltweiten Konsum jedes Jahr weiter ins Unermessliche zu steigern.
Wir können damit anfangen, gezüchtete Arten bewusst auszuwählen.
Eine gute Alternative sind pflanzenfressende Fische wie Karpfen anstelle von Lachs, da ihr Futter deutlich weniger Ressourcen benötigt. In Aquakulturen an Land, wie Zuchtteiche, können Umweltbelastungen besser kontrolliert werden. Die abgeschlossenen Systeme verhindern, dass Futterreste oder Extremente in das umliegende Gewässer gelangen. Zudem kann die Flucht von Zombiefischen vermieden werden.
Trotzdem gilt: morgens, mittags, abends Fisch? Lieber nicht.
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Ja, sie sind eine gute Alternative zur traditionellen Fischerei.
Nein, sie verursachen mehr Probleme als sie lösen.