„Hier finden Begegnungen statt, die an anderen Orten gar nicht möglich wären.“
Wie ein Parkhaus Stuttgarts Kultur bereichert
Viele engagierte und kreative Köpfe entwickeln kulturelle Konzepte für den grauen Kessel; leider sind diese meist nur von kurzer Dauer. Autobefahrene Straßen, Parkplätze und natürlich Wirtschaft und Industrie dominieren Stuttgart. Wieder einmal bestätigt auch die aktuelle Krise, dass die Wirtschaft scheinbar das wichtigste Gut unserer Gesellschaft ist. Doch wo bleibt die Kultur?
Die Meisten suchen in einem Parkhaus nach Parkplätzen – wie könnte es auch anders sein. Doch im Züblin-Parkhaus ist das schon lange nicht mehr der einzige Grund für einen Besuch. Seit 2014 schmücken metergroße Fotografien namhafter Künstler*innen die schmutzigen Betonwände. Autos und Kunst? Wie kann das funktionieren? Dass es funktioniert beweist die Ausstellung Fumes & Perfumes, die jährlich neuen Fotografien einen Platz in der einzigartigen Galerie bietet. Die Ausstellung wurde von fünf Fotograf*innen ins Leben gerufen. Das Konzept geht auch in Krisenzeiten auf – denn was könnte besser funktionieren, als in seinem eigenen Auto durch eine Ausstellung zu fahren?
Doch nicht nur Kunst ziert den kalten Beton. Auf dem zuvor tristen, grauen Parkhausdeck wachsen zahlreiche Pflanzen, die im Rahmen des Urban-Gardening-Projekts des Ebene 0 e.V. gepflanzt werden. Auch verschiedenste Kulturveranstaltungen wie Konzerte, Lesungen, Partys, Theateraufführungen und noch vieles mehr finden im Parkhaus statt.
Besonders die Kunst- und Kulturvermittlerin Sara Dahme setzt sich für ein starkes und vielfältiges Kulturangebot im Parkhaus ein. Seit einem knappen Jahr betreibt sie den Kultur-Kiosk, der sich neben dem Eingang des Parkhauses befindet. Der kleine Raum soll zwischen Stadt und Kultur vermitteln, zum Austausch einladen und so zu einem kulturellen Begegnungsort werden. Ihr Engagement zeigt: Kunst und Kultur ist auch in schwierigen Zeiten anpassungsfähig und flexibel.
Orte wie das Züblin-Parkhaus sollte es im Kessel noch viel öfter geben, denn dort treffen die typischen Stuttgarter Gegensätze aufeinander. Autos und Parkplätze als wohl wichtigstes Gut der Stuttgarter*innen, wogegen die Kunst und Kultur die in der Stadt zu wenig Raum und Platz erhält. Die scheinbar nicht vereinbaren Themen provozieren, überraschen und bieten eine spannende Atmosphäre.
Sara Dahme sieht das ähnlich.
Die unterschiedlichsten Menschen und Einflüsse treffen dort aufeinander. Der ehemals unschöne Ort, geprägt vom Rotlichtviertel, hat sich zu einem kreativen Ort des Austausches und Zusammenkommens gewandelt.
Doch wie für alle anderen kulturellen und kreativen Orte in Stuttgart gibt es auch für das Züblin kein Happy End. Das Parkhaus soll aufgrund der Internationalen Bauausstellung 2027 seinen so begehrten Platz räumen. Wie sich die Perspektive für Kunst und Kultur in Stuttgart entwickelt, bleibt abzuwarten.