„Man ist nur gemeinsam gegen Corona stark.“
Sicherheit in Zeiten der Unsicherheit

Im Jahr 1952 – vor genau 70 Jahren – rief Rudolf-Christoph von Gersdorff die Johanniter-Unfall-Hilfe ins Leben. Anlass der Gründung war die Vielzahl der Verletzten und Toten durch Verkehrsunfälle. Die Grundlage der Existenz der Organisation bildet der Johanniterorden, ein achtspitziges Kreuz, dass das Bekenntnis zu Jesus Christus symbolisiert. Laut eigenen Angaben helfen die Johanniter nach dem christlichen Gebot der Nächstenliebe.
Quelle: Die Johanniter
Die Corona-Pandemie hat den Arbeitsalltag von Murat Cankurt und seinen Kolleg*innen stark verändert. "Man ist nur gemeinsam gegen Corona stark", findet Murat. Da die Arbeit im Homeoffice nicht möglich war, wurde das Tragen der Maske und das Einhalten der Sicherheitsabstände im Büro zur Pflicht. Wer nicht geimpft war, musste sich testen, Sanitäter*innen bis zu zwei Mal am Tag. Murat selbst musste während der Pandemie niemanden entlassen. Viel extremer habe sich die Pandemie auf die Arbeit außerhalb des Büros ausgewirkt. Die Dienstleistungen, die in Schorndorf angeboten werden, richten sich größtenteils an Senior*innen, die zur Risikogruppe gehören. Dementsprechend war die Ansteckungsgefahr sehr hoch, was vermehrt zu Personalausfällen führte. Dies hatte zur Folge, dass Leistungen wie die hauswirtschaftliche Versorgung komplett eingestellt werden mussten. Die Dienststelle war zudem für externe Besucher*innen nicht zugänglich, weshalb auch Erste-Hilfe-Kurse nicht mehr durchgeführt werden konnten.
Stattdessen kamen Angebote wie Teststationen in den Dienststellen sowie Impfzentren in der Hans-Martin-Schleyer-Halle und Liederhalle in Stuttgart hinzu. Im Rems-Murr-Kreis war zusätzlich ein Coronabus unterwegs, der von Aalen bis Stuttgart fuhr und vielen Bürger*innen eine Impfung ermöglichte. Weltweit haben die Johanniter über fünf Millionen Impfdosen verabreicht. Das Katastrophenschutz-Team, das überwiegend aus Ehrenamtlichen besteht, leistete unter anderem Hilfe in der Demokratischen Republik Kongo. Die Helfer*innen stellten vor Ort die Basisgesundheitsversorgung sicher und leisteten Aufklärungsarbeit.
Das Impfen wird nun schrittweise eingestellt, die Teststationen in den Dienststellen hingegen bestehen weiterhin. Durch die Aufhebung der Coronabeschränkungen kehrt nun wieder ein Stück weit Normalität ein. Erste-Hilfe-Kurse finden wieder wie gewohnt statt, die hauswirtschaftliche Versorgung soll ebenfalls wieder aufgenommen werden.
Unterstützung in allen Lebenslagen
Durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Dienststellen im Umkreis konnten die meisten Leistungen, die Murat und sein Team abdecken, aufrechterhalten werden. Die Erfahrungen mit Corona habe die Dienststelle genutzt, um einzelne Dienste entsprechend umzustrukturieren. Murats Hauptaufgabe besteht dabei darin, die entsprechenden Bereiche mit Mitarbeiter*innen zu besetzten und zu koordinieren. Er ist auch Ansprechpartner bei technischen Fragen und mitverantwortlich für die Installation des Hausnotrufs. Hierfür wird eine Basisstation bei den Kund*innen zu Hause installiert, die mit einem Lautsprecher und einem Mikrofon verbunden ist. Im Falle eines Sturzes oder Ähnlichem können die Betroffenen per Knopfdruck einen Alarm auslösen und so den Rettungsdienst rufen. Dieses Angebot wird hauptsächlich von älteren Menschen in Anspruch genommen. Ihnen wird so ein selbstbestimmtes Leben ermöglicht, verbunden mit dem Wissen, dass Hilfe kommt, wenn der Knopf betätigt wird.
Das Spektrum an Dienstleistungen reicht bis ins Ausland. Die Katastrophenhilfe leistet Menschen in humanitären Krisen Beistand und Unterstützung. Ein aktuelles Projekt in Plieningen bei Stuttgart bietet 300 Flüchtlingen aus dem Ukraine-Krieg eine sichere Bleibe.
Alles unter einem Dach
Die Dienststelle in Schorndorf gehört zum Regionalverband Stuttgart. Eine Sache macht sie zur Rarität, denn Verwaltung und Rettungswache grenzen direkt aneinander. Somit arbeiten Mitarbeiter*innen aus der Verwaltung, Absolvent*innen des Freiwilligen Sozialen Jahres, Sanitäter*innen und Auszubildende unter einem Dach zusammen. Murat Cankurt ist gelernter Kaufmann im Gesundheitswesen und hat sein Freiwilliges Soziales Jahr sowie seine Ausbildung bei den Johannitern in Aalen und Göppingen absolviert. Vor allem das familiäre Verhältnis unter den Kolleg*innen war für Murat ein Grund den Posten als Dienststellenverantwortlicher in Schorndorf einzunehmen. Zu einer anderen Organisation zu wechseln, kam für ihn nicht in Frage. Eine große Motivation seinen Job auszuführen, ist auch die Dankbarkeit der Kund*innen und deren Angehörigen. Es sei ein schönes Gefühl, den Menschen Sicherheit und Geborgenheit zu schenken, so Murat.
"Jeder von uns kann im Alter auf Hilfe angewiesen sein, denn Altern ist ein Prozess, der sich nicht aufhalten lässt."
Für die Zukunft wünscht er sich, dass Organisationen wie die Johanniter noch präsenter in den Köpfen der Menschen werden. Diesen Appell richtet er vor allem an junge Menschen. "Jeder von uns kann im Alter auf Hilfe angeweisen sein, denn Altern ist ein Prozess, der sich nicht aufhalten lässt", sagt Murat. Er selbst hätte sich früher als Kind nicht vorstellen können, in einem sozialen Beruf zu arbeiten. Und nun ist seine Arbeit genau das, was ihn erfüllt und glücklich macht.