Integration geht auch spielerisch
Beim SV United Winnenden spielen Flüchtlinge und Einheimische wie selbstverständlich zusammen Fußball. Dass diese gelebte Form von Integration noch zu selten gelingt, zeigt allein die verschwindend geringe Anzahl solcher Teams. Doch gerade der Fußball mit seiner bedeutenden Stellung in der Gesellschaft muss seinem Integrationsauftrag besser nachkommen. Dies sollte aber nicht nur oberflächlich geschehen – mit plakativen Aktionen, die wenig nachhaltig sind. Hierfür müssen tiefergehende Strukturen geschaffen werden, die deutlich über das Engagement eines Integrationsbeauftragten hinausgehen.
Auf diese Weise geschaffene Organisationen können mithilfe ihrer personellen und finanziellen Ressourcen einen Beitrag dazu leisten, unseren Sport noch bunter zu machen. Lange Zeit war dieser „zu weiß“, wie DIE ZEIT bereits vor mehr als zwei Jahren festgestellt hat. Diese Aussage muss mittlerweile aber ein Stück weit revidiert werden: Das Mitwirken von Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft, Sprache oder Kultur in den unterklassigen Sportvereinen hat zugenommen – erste zarte Erfolge, welche in diesem Punkt zu verzeichnen sind. Auf Basis dieser Vielfalt im Sport lässt sich eine solche Offenheit vielleicht auch auf die gesamte Gesellschaft übertragen. Darauf darf zumindest gehofft werden.
Denn: Sport vermittelt im Allgemeinen ein Zugehörigkeitsgefühl, wie es ansonsten nur bei der Arbeit oder innerhalb der Familie möglich ist. Gerade diese positiven Erfahrungen sind für Neuankömmlinge besonders wertvoll, um sich gut einleben zu können. Damit diese wichtige Aufgabe der Sportvereine hierzulande noch intensiver und zielgerichteter ausgeübt werden kann, bedarf es einem verstärkten Ehrenamt. Dieses muss den handelnden Personen aber auch schmackhaft gemacht werden. Sehen sie den Erfolg der eigenen Tätigkeit, steigt womöglich auch die Bereitschaft, damit weiter zu machen. Mit zunehmender Akzeptanz erhält diese Arbeit so die verdiente Aufmerksamkeit und kann für Verein und Migrant Positives bewirken.
Gerade im Amateurfußball sollte Integration noch stärker in den Fokus gerückt werden. In diesem Bereich hat die Ballsportart Nummer eins gewisse Entwicklungen verschlafen und hinkt anderen Institutionen im Sport deutlich hinterher. Ein Beispiel: Der Deutsche Olympische Sportbund hat zusammen mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge und dem Bundesministerium des Inneren eine deutschlandweite Kampagne zu diesem heiß diskutierten Thema gestartet. Diese generiert zusätzlich Öffentlichkeit für die bereits geleistete und noch anstehende Arbeit. Unter dem Motto „Integration durch Sport“ soll den Flüchtlingen nahegebracht werden, wie wichtig die Teilnahme in Sportvereinen für sie sein kann. Eine feine Sache, sofern die Schirmherren „am Ball bleiben“ und das Versprochene nicht schnell wieder in Vergessenheit gerät.
Auch im Fußball sind die ersten Schritte in die richtige Richtung getan, was an einer Handvoll solcher Flüchtlingsmannschaften zu sehen ist, bei denen die Integration „auf spielerische Art und Weise“ funktioniert. Einige Spieler des SV United Winnenden haben über Bekanntschaften beim Fußball einen Job gefunden, was als großer Erfolg gewertet werden darf. Dieser Verein geht mit positivem Beispiel voran. Jetzt liegt es an anderen Sportvereinen und ihren Abteilungen, hier nachzuziehen, um ein offenes und tolerantes Deutschland zu entwickeln, in dem sich jeder uneingeschränkt sportlich beteiligen und engagieren kann.