Letzte Worte 3 Minuten

"Such is life"

Eine Fanliebe die unter die Haut geht
Nicht nur im Ned Kelly Museum & Homestead lassen sich Artefakte begutachten. Die unzähligen Tintenkunstwerke machen Kellys Leben alle Ehre | Quelle: Leigh Tattoos
15. Juni 2025

Menschen gehen, Worte bleiben. In dieser Kolumne geht es um die letzten Sätze berühmter Persönlichkeiten und was sie uns damit über ihre Geschichte und das Leben zu sagen haben. In dieser Ausgabe geht es um die letzten Worte eines australischen Möchtegern-Robin-Hood und wie diese zum Tattoo-Bestseller wurden. 

11. November 1880. Tod durch Hängen. Das erwartet den 25-jährigen Edward „Ned“ Kelly. Drei Worte, gesprochen mit der Schlinge um den Hals reichten aus, um eine Legende zu schaffen. Bei einigen gehen diese Worte sogar buchstäblich unter die Haut. „Such is life.“ Kein letztes Gebet, keine Reue und keine Bitte nach Gnade. Nur diese knappe Feststellung. Banaler geht es wohl kaum.

Dabei war Kellys Leben alles andere als das. Im Alter von 14 Jahren landet er das erste Mal aufgrund eines Raubüberfalls im Gefängnis. Bereut hat er das scheinbar nicht, denn nicht einmal ein Jahr später drückt er wieder die Bank. Für viele Australier sind seine unzähligen Banküberfälle und Mordversuche (reine Missverständnisse natürlich …), ein Zeichen der Revolution gegen die britische Kolonialpolitik. Gegner sehen ihn dabei in der Rolle eines kaltblütigen Kriminellen mit Hang zur übertriebenen Selbstinszenierung (Stichwort: eiserne Rüstung als Markenzeichen?!). 

Egal ob burschiger Bandit oder grauenhafter Genosse. Ned Kelly eröffnet uns mit seinen Worten vor allem eins: Wie lebt man das Leben richtig? Mit ordentlich Mut und einer Prise Aufstand. 

Gewinner oder Verlierer? Beides!

Kelly kommt als ältester Sohn einer armen Bauernfamilie auf die Welt. Sein Alltag ist gezeichnet von den Ungerechtigkeiten des Justizsystems. Ein System, dass ihn nicht als gleichwertig ansieht. Die erste und einzige Anerkennung erhält er in Form einer grünen Schärpe für die Rettung eines Mitschülers vor dem Ertrinken. Bis zu seiner letzten Schießerei trägt er diese unter seiner Rüstung. Zu dieser kommt es laut einigen Stimmen nur, um auf die anhaltenden Missstände aufmerksam zu machen. Gekrönt wurde diese durch Kellys offenen Jerilderie-Brief, in dem er versucht, seine grausamen Taten auf über 50 Seiten zu rechtfertigen und für Veränderung innerhalb der Gesellschaft plädiert. Vor allem für die korrupte Struktur der Polizei findet er klare Worte. In seinen Augen sind das (wörtlich!) übersetzt: „Ein Pack großer, hässlicher, dickhalsiger, wombatköpfiger, dickbäuchiger, elsternbeiniger, schmalhüftiger, plattfüßiger Söhne irischer Gerichtsvollzieher oder englischer Grundbesitzer.“ Zu Ehren seines kreativen Mutes gibt es heutzutage unzählige T-Shirts, Songs und sogar (objektiv gesprochen sehr prollige) Tattoos. Alles für einen Moment des Vergiss-mein nicht. 

Eine Prise Mut, bitte!

Doch was bedeuten diese Worte für uns heute? Sie sind ein Zeichen für Widerstand, dafür aufzustehen für wer wir sind, was uns bedrückt und was uns Sorge bereitet. Es ist in meinen Augen kein Symbol einer Alles-Scheißegal-Einstellung, sondern mehr ein Zeichen der Selbstreflexion. Nicht alles im Leben geht so auf, wie man es sich wünscht. Nicht jedes Leben ist gleich. Leider liegt nicht alles in unserer Macht es zu verändern. Aber sehr wohl unsere Haltung dem Leben gegenüber. 

Schmeißen wir uns also in die eisernste Rüstung, die wir haben, und leben wir unser Leben, auch ohne Plan aber dafür eine Prise Mut, denn: Wir haben nur eins.