„Es kam die Idee auf, das Ganze wie bei Tinder zu gestalten. Man bekommt einen Vorschlag nach dem anderen und entscheidet: Ja oder nein."
Tindern für Cafés & Co.

Es ist Freitagnachmittag und ihr besprecht euch im Gruppenchat, wo es heute Abend hingehen soll. Im Suessholz wart ihr schon zu oft, im Mata Hari findet man nie einen Platz und das Ribi ist zu teuer. Ihr braucht neue Orte. Aber sich ewig durch Google Maps zu klicken, will jetzt doch auch niemand. Also, woher bekommt ihr eure Vorschläge? nearby könnte eure Lösung sein.
Vivien Schwab, Felix Reichle, Annika Hogh, Jannik Thieme und Carla Utz studieren Mobile Medien im vierten Semester an der HdM in Stuttgart. Sie haben dieses Semester eine App entwickelt, die helfen soll, sich im Überangebot an Gastronomie besser zurechtzufinden.
Die App nearby schlägt euch Cafés, Bars, Restaurants und Clubs in eurer Nähe vor. Ihr gebt euren Standort ein und könnt dann nach rechts swipen, wenn euch der angezeigte Ort gefällt. Entspricht die Empfehlung nicht euren Erwartungen, wischt ihr nach links und erhaltet einen neuen Vorschlag. Felix erklärt: „Es kam die Idee auf, das Ganze wie bei Tinder zu gestalten. Man bekommt einen Vorschlag nach dem anderen und entscheidet: Ja oder nein."
Im Profil des Ortes werden euch Name, Adresse, Bilder, Öffnungszeiten, Beschreibung, aktuelle Entfernung, Rezensionen und Preisklasse angezeigt. Die Daten dieser Informationen bekommt die Gruppe von Google Maps. Die App nearby könnte man somit theoretisch in jeder Stadt verwenden.
Um die Informationen nutzen zu können, müssen die Entwickler*innen sogenannte API-Requests an Google stellen. Ein Request ist eine Datenanfrage, die Orte bestimmter Kategorien innerhalb eines gewünschten Umkreises liefert.
„Das eigentliche Problem ist oft die Entscheidung: Man sieht tausend Möglichkeiten und weiß am Ende nicht, wohin man gehen soll.“
Für einen Vergleich haben wir bei Google Maps nach Cafés in Stuttgart Nord gesucht. Uns wurden insgesamt 32 Treffer angezeigt. Die meisten der vorgeschlagenen Orte sehen ansprechend aus und wir können uns vorstellen, dort einen Kaffee trinken zu gehen. Jetzt haben wir die Qual der Wahl. Nach dem Anschauen der ersten fünf Empfehlungen geht uns die Lust auf die Cafésuche verloren. Trotzdem haben wir das Gefühl, etwas Besseres zu verpassen. Die Gruppe hat erkannt: „Das eigentliche Problem ist oft die Entscheidung: Man sieht tausend Möglichkeiten und weiß am Ende nicht, wohin man gehen soll.“ In Zukunft könnte nearby uns in dieser Situation helfen.
Die Entscheidung wird uns leichter gemacht. Wir vergleichen unsere Erfahrung auf der Suche nach einem Café mithilfe von Google Maps nun mit der Verwendung von nearby. Wenn wir die von den Studierenden entwickelte App benutzen, werden uns die Cafés in unserer Nähe nach und nach einzeln angezeigt. Wenn man schon genauere Anforderungen hat, kann man die Suche mithilfe von Filtern begrenzen. Dann swipen wir die Cafés, die uns nicht gefallen, nach links und sobald wir eins finden, dass uns anspricht, leitet uns der Button „Bring mich dorthin“ mithilfe von Google Maps direkt zum Café. Wenn uns ein Ort gefällt, aber für den Anlass nicht passt, können wir uns diesen auch „Für später merken“.
Mit der Benutzung von nearby wird uns das lähmende Gefühl von Überangebot genommen und wir entscheiden uns leicht für ein nettes Lokal nicht weit von uns entfernt.

Für jede und jeden geeignet ist die App vermutlich nicht. Wenn man sich nicht gerne mit dem erstbesten zufriedengibt, gerne vergleicht oder besondere Ansprüche hat, beruft man sich besser weiterhin auf die gebräuchlichen Kartendienste. Diese Suche wird zwar höchstwahrscheinlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, wen das nicht stört oder wem das sogar Spaß macht, hat bei Google Maps sicherlich mehr Spielraum.
Jetzt wird‘s ernst
Insgesamt werden wir mit einer interessanten Idee und der Erfüllung von Funktionen überzeugt. Die Nutzung der App ist intuitiv und auch gestalterisch ist sie ansprechend. nearby bietet so eine einfache und zeitsparende Lösung, wenn man sich für Lokalitäten in der Nähe entscheiden muss. Obwohl nearby in der Anwendung gut funktionieren würde, ist der offizielle Launch der App im Moment nicht geplant. Grund dafür sind die Kosten der von Google Maps erworbenen Daten.
Vivien, Felix, Annika, Jannik und Carla werden ihr Projekt an der MediaNight der Öffentlichkeit präsentieren. Sie werden die Anwendungsweise ihrer App vorstellen und Fragen beantworten.