"Wenn man sich jeden Freiheitskampf anschaut, egal ob es der Kampf gegen die Apartheid oder die Bürgerrechtsbewegung in den USA ist: Jeder erfolgreiche Befreiungskampf hatte eine organisierte Gruppe, die außerhalb der Legalität agiert hat".
Straftaten für Tiere: Animal Liberation Front
Die "Animal Liberation Front" (ALF) ist eine Gruppe radikaler Tierschützer*innen. Sie agieren in Deutschland und weltweit. Mit ihren Aktionen verfolgen sie das Ziel, Tiere aus Situationen der Ausbeutung und Unterdrückung zu befreien. Dabei schreckt die ALF nicht vor illegalen Mitteln wie Sabotage und Brandstiftung zurück. Der wichtigste Grundsatz dabei ist, Tiere zu befreien und dabei niemanden zu verletzen.
Geschichte der ALF
Aus Wut über die Fuchsjagd in Großbritannien schlossen sich Jagdgegner*innen zu einer Gruppe namens „Hunt Saboteurs Association“ (HSA) zusammen. Bei der englischen Fuchsjagd hetzen berittene Jäger*innen und Jagdhunde die Wildtiere. Am Ende werden sie in die Enge getrieben und erschossen oder von den Hunden getötet. Das Ziel der HSA war es, die Jagd zu stören und somit die Füchse zu retten. Einigen Mitgliedern reichte der Aktivismus gegen die Fuchsjagd nicht aus. Aus Teilen der HSA bildete sich eine neue Gruppierung mit dem Namen „Band of Mercy“. Die Splittergruppe wollte die Jagd von Beginn an verhindern, indem sie Fahrzeuge der Jäger*innen zerstörte. Mit der Zeit weitete die Gruppe ihre Aktionen auf Organisationen und Betriebe aus, die ihrer Meinung nach Tiere ausbeuteten. Nach drei Jahren Aktivität und steigenden Mitgliederzahlen benannte sich die Gruppe in „Animal Liberation Front“ um.
ALF in Deutschland
Allgemein fällt die ALF in Deutschland besonders durch die Sabotage und Zerstörung von Hochsitzen auf. In Stuttgart wurde die Metzgerei Luz mehrmals von Aktivist*innen mit Sprühfarbe beschmiert und die Wilhelma mit Buttersäure angegriffen. Nach Angaben des Landeskriminalamtes und der Polizei Stuttgart spielt das Phänomen ALF aktuell aber keine Rolle. Aktionen werden meistens nachts durchgeführt und die Aktivist*innen sind vermummt. So ist es sehr schwer für die Polizei, jemanden zu identifizieren.
Meinung anderer Tierschutzorganisationen
Beim Thema ALF teilen sich die Meinungen der gemäßigteren Tierschützer*innen. Es wird kritisiert, dass die illegalen Aktionen dem Ruf des Tierschutzes schaden. Die ALF sieht ihre Aktionen als wichtiges Element im Kampf um Tierrechte. Legale Organisationen an der Oberfläche sind für die radikalen Tierschützer*innen wichtig, um Menschen zu bilden und den Tierschutz auf gesellschaftlicher Ebene zu festigen. Ihr radikaler Aktivismus dient ausschließlich den Tieren und deren Befreiung. Nach Angaben des ALF-Pressesprechers ist ihr Kampf ein notwendiges Mittel gegen die Ausbeutung von Tieren. Ihren Kritiker*innen versuchen sie die historische Bedeutung von Untergrundbewegungen der Freiheitsbewegungen zu erklären. Die Tierschutzorganisation PETA bezieht auf ihrer Website Stellung zur ALF und verurteilt diese nicht.
Wie ist die ALF strukturiert und wie gehen die Aktivist*innen vor?
Die ALF ist eine Gruppierung aus dem Untergrund agierender, radikaler Tierschützer*innen. Der Unterschied zu anderen Tierschutzorganisationen ist, dass sie mit ihren Aktionen aktiv das Gesetz brechen. Nach eigenen Angaben bleiben Mitglieder dabei so gut wie immer unbekannt. 2004 listete das FBI die ALF als inländische Terrororganisation. Um der Strafverfolgung zu entgehen, bleiben die Aktivist*innen anonym. Die ALF hat keine Hierarchie und ist in unabhängig voneinander agierenden Zellen organisiert. Zusätzlich gibt es eine offizielle Pressestelle. An das „Animal Liberation Press Office“ können Aktivist*innen Fotos und Videos ihrer Aktionen zur Veröffentlichung schicken. Die Pressesprecher*innen haben keinen persönlichen Kontakt zu Aktivist*innen und gewährleisten so absolute Anonymität. Zur ALF können sich alle zählen, die das Gesetz brechen, um Tieren zu helfen und dabei keiner Person physischen Schaden zufügen. Somit können alle eine Zelle gründen und eigene Aktionen der ALF zuschreiben.
Ziel der Aktionen ist es, wirtschaftlichen Schaden zu verursachen oder Tiere direkt aus Situationen der Ausbeutung zu befreien. Für die ALF ist „underground direct action“ der effektivste Weg, Tiere zu retten. Das bedeutet, dass direkt gehandelt wird, ohne Gesetze zu respektieren. Aktivist*innen brechen beispielsweise in Objekte wie Tierversuchslabore oder Ställe ein und nehmen dort Tiere mit. So wurden nach eigenen Angaben schon viele Pelzfarmen geschlossen. Neben den direkten Aktionen werden auch „pressure campaigns“ durchgeführt. Mit diesen Kampagnen soll Druck auf bestimmte Firmen ausgeübt werden. Aktivist*innen protestieren vor den Unternehmen und üben auf allen Medienkanälen Druck aus. Dabei werden die Ziele strategisch ausgewählt. Es wird nach dem schwächsten Glied in der Kette gesucht und dort zugeschlagen. Externe Unternehmen brechen schnell den Geschäftskontakt ab, wenn sie belästigt werden. Der Ausfall verursacht dann hohe Kosten beim eigentlichen Ziel. So geraten Lieferfirmen und Dienstleistende des anvisierten Unternehmens ins Ziel der Proteste.
Fazit
Für die Aktivist*innen der ALF ist jedes Tier ein Individuum und schützenswert. Die Motivation hinter den Taten ist nachvollziehbar. Der Pressesprecher der ALF, Jerry Vlasak, hat im Interview die Beweggründe der Aktivist*innen mit den Gefühlen von Menschen gegenüber ihren Haustieren verglichen: “Die meisten Menschen würden ihre Tiere niemals schlachten lassen und allen Personen, die ihrem Haustier etwas antun wollen, mit aktivem Widerstand entgegentreten.“ Trotzdem haben wir uns als Gesellschaft auf Regeln und Gesetze geeinigt. Aus diesem Grund müssen Aktivist*innen den offiziellen Weg gehen, um ihre Ziele in der Gesellschaft durchzusetzen.