Strahlende Altlasten: Wohin damit?
Nicht nur Deutschland kämpft mit der Menge an produziertem Atommüll. Andere Länder wie Frankreich oder das Vereinigte Königreich müssen sogar noch auffällig mehr nukleare Abfälle lagern. In Deutschland sucht die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) nach Orten für eine langfristige Aufbewahrung und steht mit Organisationen der anderen Nationen in einem engen Austausch.
Atommüll, aber wohin damit?
Wenn man von Atommüll spricht, sind sowohl schwach- und mittelradioaktive als auch hochradioaktive Abfälle der ehemaligen Atomkraftwerke gemeint.
Schwach- und mittelradioaktiver Atommüll sind zum Beispiel Schutzkleidung, Werkzeuge oder Geräte aus den Atomkraftwerken. Für diese Reste wird jetzt das ehemalige Eisenerzbergwerk Konrad in Niedersachsen zu einem Endlager umgebaut.
Hochradioaktive Abfälle entstehen durch verbrauchte Brennelemente, die in Atomkraftwerken eingesetzt wurden. Die liegen momentan in oberirdischen Zwischenlagern. Obwohl die hochradioaktiven Abfälle in Deutschland nur fünf Prozent des Gesamtvolumens ausmachen, erzeugen sie rund 99 Prozent der gesamten radioaktiven Strahlung. Für den hochradioaktiven Atommüll gibt es bis jetzt noch kein Endlager. Ziel ist es, finale Endlagerstandorte zu finden, die für den hochradioaktiven Atommüll eine Sicherheit für eine Million Jahre bietet. Das wurde mit dem Standortauswahlgesetz beschlossen. Die Endlagersuche „kann man sich ein wenig vorstellen wie ein Aussieben. Es werden immer feinere Siebe angewendet, um dann am Ende den bestmöglichen Standort zu finden“, meint Jan Warode vom Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND).
Standortauswahlgesetz
In der ersten Phase werden Teilgebiete bestimmt, die günstige geologische Bedingungen für die sichere Endlagerung hochradioaktiver Abfälle voraussetzen lassen. Daraufhin werden Sicherheitsuntersuchungen durchgeführt und Standortregionen vorgeschlagen.
In der zweiten Phase finden oberirdische Erkundungen statt. Die BASE überprüft und genehmigt diese.
In der letzten Phase gibt es unterhalb der Erdoberfläche Untersuchungen.
Der BUND äußert sich kritisch über das Vorgehen bei der Suche. Er fordert eine kontinuierliche Bekanntgabe von Zwischenergebnissen, die Offenlegung geologischer Daten und die Beteiligung der Betroffenen. Das Ziel ist eine vollständige Transparenz.
Vor allem durch die laufenden Konflikte in Osteuropa sollte man die Endlagersuche nicht herauszögern, so Uwe Völker vom Ministerium für Umwelt. Einer der vielen Gründe, die dafürsprechen, die Endlagersuche zu beschleunigen.
Sicherheit unter der Erde
Auch die fehlende Sicherheit der Zwischenlager machen das Errichten eines Endlagers dringlich. Jan Warode vom BUND macht sich unter anderem Sorgen um äußerliche Angriffe: „Die Zwischenlager sind nicht für den Kriegsfall ausgelegt.“ Die BGE sucht und errichtet Endlager im tiefen Untergrund. Bei möglichen Terroranschlägen und Umweltkatastrophen sollen die Endlager also nicht oberirdisch angreifbar sein. Die Sicherheit des künftigen Endlagers wird dann durch eine Tiefenlagerung von mindestens 300 bis zu 1500 Metern garantiert. Dabei wird der Atommüll in geologisch stabilen Formationen wie Salz, Granit oder Ton eingelagert, die über lange Zeiträume eine sichere Barriere gegen den Austritt radioaktiver Stoffe bieten sollen.
Finnland als Vorreiter in der Endlagerung
Finnland gilt als das Land, das am weitesten mit der Suche eines Endlagers vorangekommen ist. „Es gilt als Best-practice-Beispiel für ein demokratisches, konsensorientiertes und partizipatives Verfahren und für eine schlüssige Langzeitplanung.“
Allerdings sind die Voraussetzungen des Landes anders: Granit ist das einzige Endlagergestein, das Finnland geologisch besitzt. Es gibt dort außerdem mehr Unterstützung von der Bevölkerung für die Nutzung von Kernenergie.
Laut dem Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) findet auf nationaler und internationaler Ebene ein Austausch statt. Deutschland könnte sich zukünftig bei seiner Endlagersuche an Finnland orientieren, wenn es um ein Verfahren geht, an dem die Öffentlichkeit mehr Einblicke erhält. Egal ob Deutschland, Ukraine oder Finnland: Jedes Land wird sich in den nächsten Millionen Jahren mit seinem eigenen Atommüll auseinandersetzen müssen.