Dokumentarfilm 3 Minuten

Liebe überwindet alle Grenzen

Die vier Student*innen sitzen konzentriert vor dem Laptop und schneiden ihren Dokumentarfilm.
Arbeiten unter Druck: Die vier Student*innen (v.l. Sulejman Ljubijankic, Emilia Knott, David Beljo, Nathalie Schöttgen) befinden sich auf der Zielgeraden ihres Projekts. | Quelle: Lea Ehrenberg
28. Jan. 2024

Knapp 17 Wochen Zeit, vier Student*innen, ein Vorhaben: über interkulturelle Liebe aufklären. Es bleiben nur noch wenige Tage, um ihren Dokumentarfilm für die MediaNight fertigzustellen.

Alle Augen sind auf das Schnittprogramm des Laptops gerichtet. Es ist still, nur das Klackern der Tastatur ist zu hören. Der Cursor bewegt sich über die einzelnen Filmsequenzen und setzt zum Schneiden an. Im Medienlabor der Hochschule der Medien (HdM) wird auf Hochtouren gearbeitet. Denn die MediaNight steht kurz bevor und die Produktion des Films, der dort vorgestellt werden soll, befindet sich noch in der Endphase. 

Die MediaNight wird von der HdM am 1. Februar 2024 ab 18 Uhr zum Abschluss des Wintersemesters veranstaltet. Student*innen aus fast allen Studiengängen stellen dort mehr als 100 Projekte vor, an denen sie seit Oktober 2023 arbeiten. Besucher*innen dürfen sich auf Kurz- und Dokumentarfilme, Tonproduktionen oder Software-Entwicklungen, VR-Projekte, Games und Printprodukte freuen. Die MediaNight ist eine öffentliche Veranstaltung der Hochschule, der Eintritt ist kostenfrei.

Titel des Dokumentarfilms ist „Da Gela a Giengen“, was übersetzt „Von Gela nach Giengen“ bedeutet. Emilia Knott, Nathalie Schöttgen, David Beljo und Sulejman Ljubijankic sind an dem Projekt beteiligt. Die inhaltliche Idee für den Film entwickelte Knott: Ihre Oma Carmela, Sizilianerin, verliebt sich in ihrer Jugend in den deutschen Robert, Knotts Opa. „Es war ein großer Vorteil für uns, dass die Protagonisten die Großeltern von Emilia sind. Das hat es uns ermöglicht, sehr persönlich in die Geschichte einzutauchen“, erklärt Ljubijankic. 

 

Kein Weg zu weit für Carmela und Robert

Persönlich startet auch die erste Filmszene: Carmela beginnt ihren Tag mit einem italienischen Gebet an ihrem selbstgebauten Altar. Mausklick. Schnitt. Nächste Szene: Man begleitet Knotts Oma in die Küche. Dort bereitet sie traditionelle italienische Speisen vor. Während des Kochens berichtet sie von ihrer Jugend in Gela in Sizilien und wie sie als 15-jähriges Mädchen nach Giengen in Deutschland auswandert. Noch ein Schnitt. Carmela erzählt von ihrem ersten Treffen mit Robert, dem ersten Kuss und wie sie sich in ihn verliebt. In den nächsten Clips wird gezeigt, wieso Carmela nach nur einem Jahr in Deutschland zurück nach Sizilien reist. Robert ergänzt, wie er dann nach Sizilien geht, um Carmela zurück nach Deutschland zu holen. 

Auch über Herausforderungen wie finanzielle Probleme und Diskriminierung als junges interkulturelles Paar berichten die beiden. Als Familie verbinden sie gemeinsame Werte und Traditionen. „Wir wollen mit unserem Dokumentarfilm aufklären, wie Liebe alles überstehen kann“, sagt Knott. „Leider werden Beziehungen zwischen verschiedenen Kulturen und Nationalitäten auch heute noch nicht immer akzeptiert. Da hat sich im Gegensatz zu den 60er-Jahren, als sich Emilias Großeltern kennengelernt haben, gar nicht so viel geändert“, bedauert Ljubijankic. Dass Liebe alle Grenzen überwinden kann, sehe man an der Beziehung von Carmela und Robert. Das Ehepaar lebt schon seit 57 Jahren zusammen.

Liebe, Identität und Migration

Carmelas Geschichte war nicht die einzige Projekt-Idee. Auch Schöttgen hatte sich überlegt, einen Dokumentarfilm zum Thema Liebe zu produzieren. Sie hatte den Einfall, über die Beziehung ihrer Eltern zu berichten. Beljo konnte sich vorstellen, über die Scheidung seiner Eltern zu erzählen. Auch Ljubijankic hatte zu Beginn eine andere Idee. Er wollte einen Film über seine Mutter drehen. Sie lebte während des Bosnienkriegs in Bosnien und kam dann nach Deutschland. „Emilias Vorschlag hat aber alle unsere Geschichten vereint. Der Dokumentarfilm über Carmela verbindet die Themen Identität, Liebe und Migration“, sagt Ljubijankic. Deshalb haben sich die vier dann zu einer Gruppe zusammengeschlossen. Vorher hatten sie nichts miteinander zu tun gehabt, erzählt er. „Die Zusammenarbeit klappt aber richtig gut“, freut sich der Student. 

Vom Storyboard zur Leinwand

Und das, obwohl alle Gruppenmitglieder zum ersten Mal einen Dokumentarfilm produzieren. „Wir mussten uns erstmal mit der Technik befassen. Wir haben da alle keine Erfahrungen gehabt, deshalb war das schon eine Herausforderung“, sagt Beljo. Die Gruppe hat für ihren Dokumentarfilm eine Grundausstattung aus Kamera, Ton und Licht aus dem Technik-Pool der HdM genutzt. Gedreht wurde an zwei Tagen. „Seit Anfang des Semesters arbeiten wir aber schon an dem Film“, erklärt Beljo. „Ein Storyboard erstellen, Vorgespräche führen, Interviews verfilmen, die Fahrt zum Drehort, das bedeutet alles viel Aufwand.“ 

Das Filmmaterial war anfangs zwei Stunden lang. „Aktuell sind es noch zwölf Minuten. Da muss aber noch ein bisschen was gekürzt werden“, sorgt sich Knott. Am Ende soll „Da Gela a Giengen“ zehn Minuten lang sein. „Das ist schon krass, wie viel Aufwand in zehn Minuten Endprodukt stecken können“, sagt Ljubijankic. Momentan sind die Student*innen im Hinblick auf die Filmvorführung bei der Media-Night mehr gestresst, als dass sie sich darauf freuen können. „Trotzdem hat sich das Projekt gelohnt. Man hat wirklich viel dazu gelernt“, sind sich die vier einig. Der Film wird am ersten Februar mit Popcorn und Snacks in der HdM im Audimax (Raum i003) gezeigt.