Kleinstbetriebe

Bye, Bye - Deine Zeit ist vorbei?

Immer mehr kleine Geschäfte schließen.
25. Jan. 2020

Immer mehr leere Geschäfte in den Innenstädten. Ein Laden nach dem anderen schließt. Es ist schon längst kein Geheimnis mehr, dass viele Kleinstbetriebe um ihre Existenz bangen. Auf dem hart umkämpften Markt müssen sich Kleinstunternehmen vielen Herausforderungen stellen. Haben sie eine Chance, heutzutage noch zu überleben ?

Viele Medien berichten davon, dass es schlecht um die kleinen Betriebe in Deutschland steht. Laut der Augsburger Allgemeinen macht der Online Handel, der Preisdruck und die derzeitige Konjunkturabschwächung den Kleinstbetrieben zu schaffen. Einen Nachfolger oder Lehrling zu finden, kann ebenfalls eine Herausforderung darstellen. Der Grund dafür, ist das schlechtere Gehalt als in Großbetrieben und die häufigen Überstunden, berichtet das Institut der Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Das sind nur einige Beispiele.

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Die Anzahl der Kleinstbetriebe sank in sechs Jahren um ca. 1 Millionen Betriebe. | Quelle: Eigene Darstellung, Quelle: Bundesministerium für Finanzen

Wie es jedoch tatsächlich um Kleinstbetriebe steht und welche Herausforderungen wirklich relevant sind, wissen nur die Inhaber selbst.

Den eigenen Weg finden

Klaus Seyfang ist ein selbstständiger Korbmacher aus Bietigheim-Bissingen. Er hat es sich zum Ziel gemacht, nur von selbst produzierten Produkten zu leben. Andere Unternehmen verkaufen jedoch Importware zu billigen Preisen. Seine eignen Produkte an den Mann zu bringen, ist dadurch schwieriger, denn er muss ständig seine Preise vor Kunden rechtfertigen.

Einem kleinen Unternehmen machen die entstehenden Kosten sehr zu schaffen. Hat es einen Umsatz von mehr als 22.000 Euro kommt die Umsatzsteuer hinzu, wodurch der Preis der Produkte steigt und die Kundschaft ausbleibt. Deshalb entschied sich der Korbmacher für weniger Einnahmen. Von diesem niedrigen Umsatz müssen, die für Kleinstbetriebe sehr hohen Versicherungskosten der Renten- und Krankenversicherung, gezahlt werden. Deshalb wäre Klaus Seyfang mit seiner Existenz fast gescheitert. Doch wie schaffte er es, sich zu retten ?

Die Künstlersozialkasse ist für die soziale Absicherung von Künstlern zuständig. Durch sie müssen kreative Berufe weniger Versicherungsabgaben zahlen. Geld für die Vermarktung bleibt dem Kleinstunternehmer trotzdem nicht. Diese Herausforderung hindert ihn daran, auf sich aufmerksam zu machen und potenzielle Kunden zu erreichen. Er versucht, auf möglichst viele Märkte und Veranstaltungen zu gehen, um seine Bekanntheit zu steigern. Trotzdem meint er: „Der Verkauf ist irgendwie dermaßen mau“.

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Klaus Seyfang verkauft nicht nur seine Produkte, sondern zeigt den Kunden auch seine Werkstatt. | Quelle: Sandra Müller


Immer mit der Mode gehen

Auch der Kürschnerbetrieb Raab und Metz GmbH in Nürnberg ist ein Kleinstbetrieb. Stephanie Metz ist mit ihrem Unternehmen zufrieden. Mit dem Verdienst aus der Verarbeitung von Pelzen könne sie gut leben. Reich werde sie damit jedoch nicht, meint die stellvertretende Geschäftsführerin. 

Trotzdem gibt es Kürschner, die schließen müssen. Meist ist daran nicht die finanzielle Lage Schuld, sondern der Mangel an Nachfolgern. Das liegt ihrer Meinung nach an der kleinen Anzahl an Lehrlingen und daran, dass sich niemand mehr selbstständig machen will.

Des Weiteren muss der Kürschnerbetrieb ständig mit der Mode gehen, sonst wird das dem Unternehmen zum Verhängnis. Vier Mal im Jahr eine Kollektion rauszubringen, wie die großen Modeketten, ist jedoch nicht das Ziel. Das ist als Kleinstunternehmen nicht möglich. An die billigen Preise von Modeketten kommt ein kleiner Betrieb ebenfalls nicht ran. Deshalb legt sie bei ihren Produkten hohen Wert auf Einzigartigkeit und Qualität.

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Durch das Recycling von Pelzen, schafft die Kürschnerin nachhaltige Produkte. | Quelle: Sandra Müller


„Unsere Aufgabe ist es, gebraucht zu werden“

Durch das Image als hochwertiger Schmuckhändler hat es der Juwelier Jacobi aus Stuttgart geschafft, am hart umkämpften Markt zu überleben. Auch, wenn das Geschäft gut läuft, ist jeder Tag eine Herausforderung, berichtet der Geschäftsführer Thomas Haenschen.

Er arbeitet ununterbrochen an seinem Unternehmen und fragt sich ständig, wie er es verbessern kann. Zudem ist es heutzutage notwendig „Satte hungrig zu machen“, also Bedürfnisse bei seinen Kunden zu wecken. Nur so werden Produkte von Menschen nachgefragt, die schon alles haben.

Auf dem Markt muss ein Unternehmen für etwas stehen, sonst geht es unter. Wenn ein Geschäft beispielsweise Schmuck jeder Preisklasse anbietet, steht es für nichts mehr. Des Weiteren sind auch schon Juweliere zu Grunde gegangen, weil sie sich hinter Marken versteckt haben. Wieso ist das so?

Das Nachfolgeproblem ist ebenfalls eine Herausforderung. „In unsere Branche gehen viele Geschäfte zu [...], weil es keiner übernehmen will“, erklärt der Juwelier.  Das liegt daran, dass die jungen Leute sich nicht mehr selbständig machen wollen. Sie bevorzugen es, Geschäftsführer in einem großen Konzern zu sein, aufgrund von höherem Gehalt und besserer Work-Life-Balance.   

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Als Kleinstbetrieb hat der Juwelier eine sehr persönliche Beziehung zu seinen Kunden. | Quelle: Jessica Frohn

Nichts ist unmöglich

Diese drei Unternehmen zeigen, dass ein Kleinstbetrieb auf dem hart umkämpften Markt überleben kann, wenn er bestimmte Kriterien erfüllt. Es ist beispielsweise notwendig, stets am Unternehmen zu arbeiten und einzigartige Produkte oder guten Service anzubieten, um sich von der Masse abzuheben. Ferner ist es wichtig, sich zu differenzieren und seine Nische zu finden. Der Kleinstbetrieb muss zudem bereit sein, gegen immer neu aufkommende Herausforderungen zu kämpfen, sonst heißt es bye, bye – deine Zeit ist vorbei.