"Du bist das Rohmaterial für die großen Datenunternehmen"
Datenmonetarisierung - ein lukratives Geschäftsmodell?
Stell dir vor, du wachst morgens auf, machst deinen Wecker aus, checkst deine Benachrichtigungen, richtest dich und fährst anschließend mit dem Auto zur Arbeit. Allein innerhalb der ersten Stunde deines Tages kann so ein nahezu perfektes Nutzerprofil über dich erhoben werden, welches sich verkaufen lässt.
Immer mehr Unternehmen setzen auf die Datenmonetarisierung, um zusätzliche Einnahmen zu generieren. Denn die Erhebung dieser Daten war noch nie einfacher.
Datenmonetarisierung bedeutet dabei nichts anderes als "Verkauf von Daten". Doch welche Auswirkungen hat die Datenmonetarisierung auf die Wirtschaft und wie beeinflusst dies die Verbrauchenden?
Großes Potential für die Wirtschaft
Die Datenmonetarisierung birgt großes Potential für die Wirtschaft. Dieses Potential liegt unter anderem in den Eigenschaften von Daten begründet. Denn diese können dupliziert und in Echtzeit vervielfältigt werden. Diese Eigenschaften erlauben, dass datenbasierte Produkte beliebig oft vertrieben werden können. So wird laut dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) das Wertschöpfungspotential der Datenökonomie bis 2025 bei ungefähr 425 Milliarden Euro liegen.
Unter Wertschöpfungspotenzial werden künftige Umsätze und Kosteneinsparungen verstanden.
Doch es sind nicht nur die Eigenschaften der Daten, welche das Geschäft so attraktiv machen. Auch die Möglichkeit der Prozessoptimierung, Kundenbindung, Innovation und die eines Wettbewerbsvorteils sind für die Unternehmen ausgesprochen interessant.
Auffällig ist allerdings, dass insbesondere die Nutzerdaten großes Monetarisierungspotential bieten. Aus einer Studie des deutschen Justizministeriums geht hervor, dass eine Haushaltsadresse zwischen 6,5 und 24 Cent wert ist.
Die Datenmonetarisierung hat große Auswirkungen auf den Verbrauchenden. Weitreichende Möglichkeiten, Daten zu generieren, unterstreichen das.
Innerhalb eines Ted Talks über den Wert von Daten sagte Jennifer Zhu Scott, dass die Verbrauchenden im heutigen digitalen Zeitalter nichts anderes als Rohmaterial für große Datenunternehmen seien. Denn Daten werden heutzutage mehr als weitreichend erhoben.
Allein ein Smartphone verfügt über 14 bis 20 Sensoren. So wird jede Bewegung des Nutzenden in einen Datensatz umgewandelt. Ein anderes Beispiel ist ein Neuwagen. Hier werden nicht nur offensichtliche Daten wie die Fahrweise des Fahrenden, Standorte und Bilder durch Außenkameras erhoben. Es ist ebenfalls möglich, Daten über die Augen des Fahrenden, die Komfortpräferenzen und vieles mehr zu erheben.
Allein auf dem morgendlichen Weg zur Arbeit fallen also Unmengen an Daten pro Verbrauchendem an. So werden durch alltägliche Handlungen nahezu perfekte Verbraucherprofile erhoben.
Mithilfe dieser Profile bekommen die Verbrauchenden ständig personalisierte Werbung und maßgeschneiderte Angebote. Was für manche einen Vorteil bildet, ist für andere äußerst bedenklich. Denn persönliche Daten werden durch undurchsichtige Algorithmen gesammelt, gespeichert und verarbeitet, was Datenschutzbedenken aufwirft.
Eine Studie von Deloitte, einer führenden Prüfungs- und Beratungsgesellschaft, zeigt jedoch, dass nur 15 Prozent der befragten Deutschen „sehr besorgt“ sind, wenn es um die Verwendung persönlicher Daten durch Online-Unternehmen geht.
Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) der Europäischen Union regelt den Schutz personenbezogener Daten und legt fest, dass Unternehmen die Zustimmung der Nutzenden einholen müssen, bevor sie deren Daten verwenden. Unternehmen, die sich nicht an die DSGVO halten, können mit hohen Geldstrafen belegt werden.
Dennoch gibt es in der Praxis immer wieder Verstöße gegen den Datenschutz, was zu einer Verschärfung der Gesetze und einer höheren Kontrolle führt.
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Innovatives Geschäftsmodell für Unternehmen
Insgesamt stellt die Datenmonetarsisierung ein innovatives Geschäftsmodell für die Unternehmen dar, welches jedoch sowohl für die Unternehmen als auch für die Verbrauchenden Herausforderungen mit sich bringt.
Eine ausgewogene Regulierung und mehr Transparenz können dazu beitragen, dass die Vorteile der Datenmonetarisierung greifen und zukünftig voll ausgeschöpft werden können.
Es ist außerdem wichtig, dass bei den Verbrauchenden Bewusstsein über die Erhebung und den Wert der Daten geschaffen wird. Denn eines ist klar: Die Datenmonetarisierung wird weiterhin zunehmen.