Musiktexte-Kolumne 3 Minuten

Einfach mal: Shake It Off

Zwischen Selbstzweifel und Selbstakzeptanz.
Memo an mich: Nicht jeder Blick oder Spruch von Anderen zählt! | Quelle: Leana Kubitzki
08. Juli 2025

Musik ist für uns alle ein Alltagsbegleiter – meist läuft sie einfach so mit, ohne viel Beachtung. Doch wenn man mal genauer hinhört, trifft sie oft genau ins Schwarze und legt den Finger auf einen wunden Punkt unseres Lebens. „Shake It Off“ – ein Klassiker auf vielen Partys. Aber was genau will Taylor uns damit eigentlich sagen?

Ich stehe in meiner Lieblings-Karaoke-Bar, mein Blick richtet sich auf mein Handy – in meinen Notizen ist die Liste der Songs, die ich mal auf der Bühne performen möchte. Ein paar habe ich schon abgehakt. Ich lehne mich zum DJ-Pult rüber und sage: „Heute Shake It Off von Taylor Swift". Als ich auf der Bühne stehe, schweift mein Blick durch den Raum: Freundesgruppen sitzen fröhlich an ihren Tischen, stoßen mit einem Aperol an und genießen die Atmosphäre. Doch da – ja da hinten links in der Ecke – sehe ich zwei tuschelnde Männer mit einem Bier in der Hand. Ein mulmiges Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus. Worüber sprechen sie? Bin ich der Anlass, ist es mein schrilles Outfit im Zebra-Print oder doch mein allgemeines Auftreten? Ich höre, wie die Melodie startet, hebe das Mikro und beginne zu singen „I stay out too late“. Ach was soll's, Leana: Shake It Off. Das ist dein Moment, was interessiert es schon, worüber die da hinten reden. 

Let them judge: Du machst dein Ding!

Wir kennen sie alle: Die kritischen Blicke, das Tuscheln oder das Urteil anderer. Egal, ob es um unseren Style, unsere Entscheidungen oder einfach nur unsere Art zu leben geht – irgendwer hat immer eine Meinung dazu. Wie gehe ich damit um? Lasse ich mich verunsichern oder mache ich einfach mein Ding? Heute entscheide ich mich für Option zwei. Ein bisschen mehr „Shake It Off“ würde uns allen guttun. 

In unserer heutigen Gesellschaft scheint doch alles erlaubt und toleriert zu sein – ganz nach dem Motto: you-do-you und we-listen-and-we-don´t-judge. Aber wird wirklich so wenig gejudged? In Zeiten, in der die Meinung der anderen allgegenwärtig ist: Meinungs-Overload – sei es auf Social Media, bei der Arbeit oder im Freundeskreis – bietet der Song „Shake It Off" eine befreiende Perspektive. Es erinnert uns daran, dass es immer Menschen geben wird, die versuchen, uns runterzuziehen. Aber anstatt uns mit ihnen zu beschäftigen, sollten wir den Fokus auf uns selbst legen und uns von ihren negativen Energien nicht beeinflussen lassen. 

Der Song ist für mich ein Reminder, dass wir in einer Welt leben, die vorgibt, tolerant zu sein - aber in Wahrheit noch immer genau hinschaut. Vielleicht sogar genauer denn je. Jeder Schritt, jede Entscheidung, jedes Outfit ist heute kommentierbar. Zwischen Likes und Augenrollen pendelt unser Selbstwertgefühl.

Nur ein Ohrwurm? Denkste!

Es gibt Songs, die laufen einfach so mit. Man trällert sie vor sich hin. Und dann kommt „Shake It Off" von Taylor. Ein Song, der plötzlich mehr sagt, als man denkt. Ein Song, den ich mit meinen Mädels auf jeder Party lauthals mitsinge. Aber singen wir einfach nur die Wörter vor uns hin, weil sie ohrwurmverdächtig sind und der Text in unser Gehirn eingebrannt ist – oder gibt sie uns damit einen Push in Richtung mehr Selbstbewusstsein? 

Taylor beginnt den Song, indem sie all die Dinge aufzählt, die man ihr vorwirft. Doch statt sich zu rechtfertigen, macht sie das, was wir viel öfter tun sollten: Sie zuckt mit den Schultern und tanzt weiter. Shake It Off eben. Und das ist das, was ich nun auch auf der Bühne mache. Weiter träller ich ins Mikro „Cause the players gonna play, play, play, play, play. And the haters gonna hate, hate, hate, hate, hate“. Denn am Ende des Tages ist es doch so: Die Leute reden sowieso. Also warum nicht einfach weitermachen, den Kopf hochnehmen und – ganz im Sinne von Taylor – es einfach abschütteln? Mehr shake-it-off, weniger take-it-personal. Denn die Leute reden. Immer. Sie finden immer etwas – und wenn du ihnen nichts gibst, dann denken sie sich was aus. Also warum nicht selbst entscheiden, worüber sie reden?

„And the haters gonna hate, hate, hate, hate, hate.“ 

Taylor Swift

Wie viel schüttelst du denn eigentlich so ab? Manchmal reicht auch schon ein Zumba-Kurs, um Shake It Off zu üben. Ich, leicht aus dem Takt, irgendwo zwischen Konzentration und Chaos. Die Moves? Teilweise verrückt. Die anderen im Kurs? Wahrscheinlich genauso verwirrt. Aber: Niemand schaut doch wirklich hin, ob unsere Bewegungen zu 100% richtig ausgeführt sind. Also Shake It Off im echten Leben. Manchmal einfach – Kopf: Aus. Spaßmodus: An. Oder wenn ich mit meiner knallpinken Brille irgendwo aufkreuze – definitiv nicht zu übersehen – wird mir wieder bewusst: dezent ist heute nicht. Shake It Off und Mut zur Farbe. Wenn dein innerer Kritiker also wieder lauter wird als jede Playlist? Du ahnst es: Shake. It. Off.

Der Song wird zur Hymne für alle, die sich nicht länger von negativen Stimmen bremsen lassen wollen. Er erinnert mich daran, dass Perfektion eine Illusion ist und die Stärke darin liegt, trotzdem weiterzumachen. Und vor allem: Uns selbst nicht so verdammt ernst zu nehmen. Also dreht die Musik lauter, schwingt euch auf die Bühne und vor allem: Singt die Hater vom Hocker. Taylor hat’s gesagt – ich hab’s gemacht.

Wann hast du das letzte Mal so richtig losgelassen und einfach weitergetanzt?

Shake It Off - Taylor Swift