„Das ist, als würde ich mich wundern, weshalb Porsche in Stuttgart besser entlohnt als das Autohaus auf dem Dorf.“
Equal Pay: Ein Schuss in die falsche Richtung?
„Equal Pay für Frauenfußballerinnen“, „Das ist Diskriminierung“ oder „Es ist unfair, dass Frauen im Fußball nicht genauso viel verdienen wie Männer“. Aussagen wie diese häufen sich unter Frauenfußball-Beiträgen in den sozialen Medien. Aussagen wie diese erhalten viel Zuspruch. Und Aussagen wie diese sind – mit Verlaub – absoluter Blödsinn. Denn es ist völlig in Ordnung, dass Frauen im Fußball (noch) nicht das Gleiche verdienen wie die männlichen Pendants.
Versteht mich nicht falsch: Auch ich würde mir wünschen, wir müssten darüber nicht mehr sprechen. Müssen wir aber, denn woher soll das Geld kommen? Fußball mag für alte Fußballromantiker*innen in erster Linie Liebe und Leidenschaft sein. Mittlerweile sollte aber auch der*die Letzte verstanden haben, dass es vor allem eines ist: Ein Milliarden-Business. Und das funktioniert bei den Männern deutlich besser als bei den Frauen. Allein die Fußballbundesliga erwirtschaftete in der Saison 2019/2020 laut der deutschen Fußballliga (DFL) einen Umsatz von 3,8 Milliarden Euro. Bei den Frauen lag der Umsatz in der gleichen Saison bei 13,2 Millionen Euro. Das entspricht 0,34 Prozent. Es ist also nicht unfair, sondern ungleich. Ungleich ist ungleich unfair.
Es ist aber unfair, den Männern diesen Gehaltsunterschied immer vorzuwerfen. Als hätten sie persönlich darüber entschieden. Fragt Thomas Müller oder Mats Hummels. Sie hätten sicher nichts gegen ein höheres Gehalt der Frauen. Die Wahrheit ist aber: Fußball als Teil der Unterhaltungsbranche ist kein Job, bei dem bei gleicher Leistung gleiches Gehalt gezahlt wird.
Die Gehälter richten sich nach einem einfachen marktwirtschaftlichen Grundgedanken: Angebot und Nachfrage. Mit anderen Worten: Wenn das Interesse am Fußball steigt, sind auch die Fußballer*innen gefragter. Das Gehalt steigt.
Und so bitter das auch ist: Dieses Interesse ist bei den Frauen deutlich geringer. Während die Männer in der letzten Bundesliga-Saison im Schnitt 39.111 Besucher*innen ins Stadion locken konnten, waren es bei den Frauen 912. Gleichzeitig schließt die Herren-Liga milliardenschwere TV-Verträge ab. Die Frauen-Liga hingegen wird weiterhin nicht einmal kontinuierlich übertragen. Der ständige Gehalts-Vergleich hinkt also gewaltig. Das ist, als würde ich mich wundern, weshalb Porsche in Stuttgart besser entlohnt als das Autohaus auf dem Dorf.
Der wahre Kampf des Frauenfußballs
Vielmehr gilt es, die Ursachen zu bekämpfen und das Interesse zu steigern. Der Frauenfußball braucht mehr Werbung, mehr Präsenz und eine attraktivere, professionellere Liga. Vorher ist auch der Lösungsvorschlag, „Männer sollen doch einfach etwas abgeben“ scheinheilig. Weshalb? Ist das sonst, wo die Gender Pay Gap 2020 bei 18 Prozent lag, auch üblich? Und wäre DAS nicht unfair? Ein Verein wirtschaftet gut und muss deshalb sein Geld teilen? Selbst innerhalb der Männerliga finden etwaige Diskussionen dazu keinen Anklang. Das mag vielleicht nicht gleich sein. Aber fair. Gleich ist ungleich fair. Und das ist der Punkt: Der Frauenfußball braucht eine faire Chance. Ohne unbegründete Voreingenommenheit. Auch wenn uns Fußballfans das bekanntlich schwerfällt. Man muss Frauenfußball nicht mögen. Wie jeder andere Sport muss der Frauenfußball seine Position erkämpfen – auch das ist Gleichberechtigung. Aber man muss ihn auch lassen.
Dass der Frauenfußball Massen erreichen kann, zeigt Spanien eindrucksvoll.Über 60.000 Fans im Stadion. Ja, 60.000. Ja, Frauenfußball-Liga. Das ist für manch eine*n in Deutschland immer noch ein Widerspruch in sich, weil „Fußball früher auch nur von Männern gespielt wurde“ und es immer noch gang und gäbe ist, über den Frauenfußball zu spotten. Frauenfußball wird auch 51 Jahre nach seiner Gründung oft als etwas Unnormales abgetan. Und darum geht es. Es geht um mehr Anerkennung für den Sport und die Leistung der Frauen. Es geht darum, zu zeigen, wie normal es ist, dass auch Frauen Fußball spielen. Aber es geht nicht um ein gleiches Gehalt – zumindest noch nicht. Vorher steht dem deutschen Frauenfußball noch ein weiter Weg bevor.