Milliardäre 8 Minuten

Geld regiert die Welt: Der Einfluss der Superreichen

Ein Sparschwein.
Jeder zweite unter den 50 reichsten Menschen weltweit spendet an einen guten Zweck. | Quelle: Annabelle Krause
21. Jan. 2025

Gegründet, gespendet, gelogen? Milliardäre weltweit gründen Stiftungen und preisen ihre eigene Wohltätigkeit an. Ob ihre Investitionen tatsächlich für einen guten Zweck sind, zeigt eine Netzwerkanalyse.

Was haben Elon Musk und Bill Gates gemeinsam? Abgesehen von den mehreren Hundertmilliarden US-Dollar auf ihren Konten haben beide auch ihre eigene Stiftung gegründet. Während X-Besitzer und Tesla-Gründer Elon Musk den Wahlkampf der amerikanischen Partei der Republikaner mitfinanziert, riefen Microsoft-Gründer Bill Gates und seine Ex-Frau Melinda Gates die „BMGF Bill and Melinda Gates Foundation“ ins Leben. Sie ist die größte private Stiftung und fördert soziale Hilfsprojekte weltweit. Reiche Menschen beeinflussen maßgeblich, wie sich die Welt entwickelt, wenn sie ihr Geld in die Gesellschaft reinvestieren. Wie nehmen die 50 reichsten Menschen der Welt Einfluss auf das globale Geschehen?

Gesundheit und Bildung sind die Spitzenreiter

Das amerikanische Wirtschaftsmagazin Forbes ermittelt jedes Jahr die Rangliste der 400 reichsten Menschen weltweit. Im Jahr 2024 besitzen 26 Milliardäre der Top 50 eine eigene Stiftung (Stand: Juni 2024). Sieben weitere spenden, ohne eine eigene Stiftung zu besitzen. Auf den ersten Blick spenden sie an gute Zwecke: Organisationen und Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Umwelt sind die häufigsten Spendenziele.

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Jede Person, die spendet ist mit ihrem Spendenziel verbunden. | Quelle: Julia Heim

Auf Platz Vier der Forbes Liste ist Mark Zuckerberg, Gründer von Meta. Für ihn scheint Bildung an erster Stelle zu stehen – und vor allem die Technikbranche. Neben der „Chan Zuckerberg Initiative“, in der er und seine Frau Priscilla Chan sich dem Bildungssektor allgemein widmen, spendete er auch an seine ehemalige Bildungsstätte: die Harvard Universität. Mit der 500 Millionen US-Dollar hohen Spende, errichtete Harvard das Institut für Künstliche Intelligenz und Neurowissenschaften. Von den Top 50 Reichsten spendeten 13 Superreiche an die Universität, die sie selbst besuchten.

Dem Spanier Amancio Ortega Gaona gehört das Inditex-Modeimperium mit bekannten Marken wie Zara, Bershka und Pull and Bear. 2024 ist er Platz 13 der reichsten Menschen der Welt. Der 88-Jährige spendet speziell an Krebsforschungszentren, aber auch an diverse Gesundheitsorganisationen wie die spanische Caritas. Er ist der drittreichste Europäer und sorgte mit seinen Investitionen dafür, dass in Spanien mehr Krankenhäuser mit Krebs-Screening-Geräten ausgestattet sind und sich das Gesundheitssystem für Frauen verbessert hat.

Der gemeinsame Nenner: Republikaner

Bei der Analyse der Spenden der reichsten 50 Milliardäre weltweit gibt es ein auffälliges Spendenziel: die amerikanische Partei Republikaner. Unter anderem Hedgefonds -Manager Ken Griffin, einer der reichsten Aktionäre Thomas Petterffy, Elon Musk, Larry Ellison (Oracle-Gründer) und Blackstone-CEO Stephen Schwarzmann spendeten an sie. Dadurch nehmen sie großen Einfluss auf die Politik – denn wer mehr Geld zur Verfügung hat, kann in größerem Ausmaß Wahlkampf betreiben.

Von Spenden an die Demokraten gibt es weniger Einsicht: Von den 50 Reichsten ist nur von Bill Gates eine Spende in Höhe von 50 Millionen US-Dollar bekannt. Wie republikanisch oder demokratisch die 22 US-Amerikaner*innen unter den reichsten 50 der Welt sind, geht aus der Netzwerkanalyse nicht hervor. Anhand der öffentlichen Spendenhäufigkeit lässt sich allerdings eine Tendenz für die Republikaner aufzeigen.

Das Spendenversprechen in ferner Zukunft

Die Kampagne „The Giving Pledge“ wurde von Bill Gates und Warren Buffet im Jahr 2010 ins Leben gerufen. Das Ziel: möglichst viele reiche Menschen weltweit zum Spenden ihres Vermögens bewegen. Wer Mitglied der Kampagne wird, gibt das öffentliche Versprechen ab, mehr als die Hälfte des eigenen Gesamtvermögens für wohltätige Zwecke zur Verfügung zu stellen. Die Mitglieder können selbst entscheiden, ob sie noch zu Lebzeiten oder nach ihrem Tod spenden – oder, ob sie es überhaupt tun. Denn mehr als eine vorläufige Zusage müssen sie nicht abgeben. 

Von den 164 aktuellen Mitgliedern gehören neun zu den 50 Reichsten: Die Gründer Gates und Buffet selbst sowie Mark Zuckerberg, Larry Ellison, Elon Musk, MacKenzie Scott, Jeff Bezos, Larry Page und Michael Bloomberg. Häufig wird der freie Charakter der Kampagne in Frage gestellt. Bislang konnte kein Spendenanstieg durch die Kampagne verzeichnet werden.

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Aus den Top 50 sind nur Amerikanner*innen Mitglied der Kampagne. | Quelle: Julia Heim

Stiftung gründen, Steuern sparen

Wer sein Vermögen nicht versteuern will, kann es theoretisch in einer Stiftung ablegen. Ab diesem Moment zählt es nicht mehr als eigenes Kapital, sondern als Investition für einen wohltätigen Zweck. Das Geld kann aber wieder vom Inhaber oder der Inhaberin entnommen werden. So bleibt beispielsweise das Vermögen des verstorbenen Walmart Gründers Sam Walton innerhalb der Familie. Seine Kinder Rob, Jim und Alice Walton sind unter den Top 50. der Reichsten und Teil der Familienstiftung „Walton Family Foundation” - dort liegt unter anderem das Familienvermögen. Mit diesem Vorgehen können Reiche die Erbschaftssteuer umgehen und Steuern sparen.

Wer spendet kann zusätzlich sein oder ihr öffentliches Image als „Wohltäter*in“ verbessern. Laut einer Diskursanalyse aus 2019 von Juanjo Mediavilla und Jorge Garcia-Arias, zwei spanischen Professoren für Wirtschaft, fühlen sich wohlhabende Menschen unwohl, öffentlich über ihr Vermögen zu sprechen und haben das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen. Spenden sei demnach nicht nur wohltätig, sondern auch gut für das eigene Gewissen.

Verhältnismäßig geringe Spenden trotz vollen Kontos

Bill Gates gilt als der großzügigste Spender weltweit. Der Philanthrop liegt auf Platz Sieben der Forbes Liste und hat ein Vermögen von 128 Milliarden US-Dollar (Stand: Juni 2024). In den vergangenen 30 Jahren nahm der 69-Jährige bislang etwa 38 Milliarden US-Dollar in die Hand, um wohltätige Zwecke zu unterstützen.

Die meisten Spenden der 50 Reichsten befinden sich aber in einem geringeren Spektrum: zwischen einer Million und 500 Millionen US-Dollar. Mit Blick auf deren Kontostände – von 233 Milliarden bis 33 Milliarden US-Dollar – scheinen die Spenden verhältnismäßig geringfügig. Es gibt also noch Luft nach oben bei der Wohltätigkeit der reichsten Menschen der Welt.

Im Rahmen der Vorlesung Netzwerk- und Beziehungsmanagement haben wir recherchiert und selbst Daten erhoben. Diese sind die Grundlage der Analyse und auf Github einsehbar.