„Ich finde momentan die Zeit sehr schwermütig und deshalb war unser Ziel, dass gemeinschaftliche Erlebnisse positiv bleiben und aufgewertet werden.“
How to stay positive - Technologie trifft Gefühl

„Experience Design" schafft eine Brücke zwischen Realität und virtueller Welt. Die Studierenden aus dem Studiengang Informationsdesign an der Hochschule der Medien (HdM) hatten die Idee mehr Freude in die Gesellschaft zu bringen und entwickelten digitale Produkte, die die Aufgabe haben positive Erlebnisse zu erzeugen. Die Apps „Traviu“ und „Herzensanrichte“ lösen mit verschiedenen Ansätzen bei Nutzer*innen unterschiedliche Glücksgefühle aus.
Laut der Klinik Friedenweiler sind Glückshormone chemische Botenstoffe in unserem Gehirn, die unser Wohlbefinden beeinflussen. Die vier wichtigsten Hormone für positive Gefühle sind Endorphine, Serotonin, Dopamin und Oxytocin, welche für intensive Empfindungen von Freude sorgen und unsere psychische und physische Gesundheit unterstützen.
„Ich finde momentan die Zeit sehr schwermütig und deshalb war unser Ziel, dass gemeinschaftliche Erlebnisse positiv bleiben und aufgewertet werden“, so der Leiter des Projektes, Michael Burmester. Die Ergebnisse der Projektgruppen konnten die Besucher*innen am 30.01.2025 auf der MediaNight der HdM hautnah miterleben.
Erleben, festhalten, wieder fühlen
Viele Menschen kennen das Bedürfnis einen schönen Moment nochmal durchleben zu wollen. „Traviu“ ermöglicht es Erinnerungen durch eine Mikrokamera festzuhalten. Die User*innen können die besten Augenblicke jederzeit anschauen, wodurch die damaligen positiven Gefühle hervorgerufen werden. Mitgründerin Luisa Knebel erklärt: „Ich glaube jeder kennt den Moment, wenn man mit seinen Freunden unterwegs ist und sich denkt: Ich hätte gerne ein Bild davon.“ Die Kamera wird auf Augenhöhe befestigt und ist auf den ersten Blick nicht sofort ersichtlich. Das positive Gefühl fängt schon mit der Vorfreude auf das Event an, indem man mit Freund*innen zusammen das Ereignis von Anfang an planen kann. Durch eine Künstliche Intelligenz erhalten Nutzer*innen nur die Highlights, welche im Nachhinein in einem gemeinsamen Ordner gesammelt werden. Zudem gibt es die Möglichkeit die Route nochmal virtuell entlangzulaufen und dabei die prägendsten Erinnerungsfotos zu betrachten. Dies ermöglicht, dass Nutzer*innen mehr im Moment leben können und das Umfeld intensiver wahrgenommen wird.
„Ich glaube jeder kennt den Moment, wenn man mit seinen Freunden unterwegs ist und sich denkt: Ich hätte gerne ein Bild davon.“
Nähe statt Einsamkeit
Wer schon einmal über einen längeren Zeitraum in einem Krankenhausbett liegen musste, kennt das Gefühl von Einsamkeit. Um diese negative Umgebung in eine positive Gefühlslage umzuwandeln, verhilft „Herzensanrichte“ dabei sich seinen Liebsten nah zu fühlen. Der Startbildschirm stellt eine Anrichte, wie man sie von zu Hause kennt, dar. Es hängen Bilder an der Wand, eine Blumenvase steht auf dem Schrank und daneben hängen Jacken an einer Garderobe. Die Angehörigen haben nun die Möglichkeit virtuelle Blumen oder Grußkarten an die Person ins Krankenhaus schicken zu lassen, sowie eine Fotogalerie zu erstellen. Zudem arbeitet „Herzensanrichte“ mit dem Standort, denn, wenn die jeweilige Person zu Hause angekommen ist, wird die dazugehörige Jacke in der Garderobe angezeigt. So wird die Person im Krankenhaus aktiv in den Alltag von Freund*innen und Familie integriert und fühlt sich nicht mehr alleine.
Positive Resonanz
Besucher*innen der MediaNight zeigen Interesse an den Prototypen und sind gespannt auf die Weiterentwicklung und Umsetzung. „Ich würde definitiv „Traviu“ nutzen, nur interessiert mich noch die Bildschärfe von der Kamera und wie gut die Aufnahmen sind, wenn man eine etwas hibbelige Person ist“, berichtet eine Besucherin, nachdem sie sich das Projekt angesehen hat. „Die Idee, Einsamkeit durch eine App zu reduzieren, ist eine tolle Möglichkeit, da man auch als Angehöriger in so einer Situation manchmal nicht weiß, wie man am besten unterstützen kann“, empfindet ein weiterer Besucher.