KIne Zeit verschwenden!
Sehr geehrte Frau Schopper,
schon jetzt besteht ChatGPT Prüfungen, schreibt Hausarbeiten und das meistens ohne das Wissen der Lehrenden. Das ist unfair für diejenigen, die sich um saubere Quellenangaben bemühen oder sich Pro-Versionen nicht leisten können. Zudem ist es für den eigenen Lernprozess nicht besonders förderlich, die Aufgaben an ChatGPT abzugeben. Doch viele Studierende wissen schlicht nicht, ob sie nun Chatbots für ihre Prüfungsleistungen benutzen dürfen, oder nicht. An der einen Universität ist es erlaubt, an der anderen nicht. Die eine Professorin findet es in Ordnung, Künstliche Intelligenz (KI) bei der Hausarbeit zu nutzen, der andere Professor lässt seine Studierenden durchfallen.
Um Ordnung in das Chaos zu bringen, müssen von Ihnen klare Leitlinien her. Essenziell beim Treffen sinnvoller Entscheidungen ist hierbei, die Hochschulen und Universitäten aktiv in einen Entscheidungsprozess einzubinden. Zum Beispiel sollte einheitlich geregelt sein, welcher Einsatz von KI bei Prüfungsleistungen erlaubt ist. Die Praxiserfahrung von Lehrenden ist hier unabdingbar.
Die Sache mit dem Datenschutz
Alle sind verrückt nach ChatGPT. Das zumindest könnte man laut der Statistik von OpenAI meinen. Lediglich fünf Tage hat es nämlich gedauert, bis der beliebte Chatbot die eine Million-Nutzer*innen-Marke geknackt hat. Im Vergleich: Netflix brauchte dafür 3,5 Jahre.
Trotzdem ist die Frage des Datenschutzes bei ChatGPT weiterhin ungeklärt. Derzeit unterliegt das Tool einer Prüfung deutscher Aufsichtsbehörden. Konkret heißt das, dass die KI derzeit genutzt wird, ohne zu wissen, ob sie sich an die EU-Datenschutzgrundverordnung hält. Hier sind Sie, Frau Schopper, dazu aufgerufen zu handeln, damit Hochschulen und Universitäten schnell Klarheit bekommen.
Mut zur KI im Ländle
Aber wieso ist es für Sie, Frau Schopper und dem Land Baden-Württemberg eigentlich so wichtig ist, sich im Bereich der Bildungspolitik mit KI zu beschäftigen?
In ihrer Digitalstrategie setzt das Land bereits auf Künstliche Intelligenz und stellt ein Budget für Forschungen von 1,5 Millionen Euro bereit. Bis Mai 2023 konnten sich Forschungsprojekte für Teile der Fördersumme bewerben. Die Untersuchungen, die vor allem auf innovative Lernkonzepte abzielen, sind wichtig und richtig. Doch wir können nicht bis 2025 auf die Ergebnisse dieser Forschungen warten, bis wir anfangen zu handeln. Denn auch in den nächsten zwei Jahren werden Hausaufgaben gemacht, Hausarbeiten geschrieben und Prüfungsleistungen abgegeben.
Am 23. Januar 2019 übergab die Landesregierung außerdem ein Positionspapier zur Künstlichen Intelligenz an die Europäische Kommission. Hier spricht man sich positiv für die KI aus und sieht viel wirtschaftliches Potenzial in der neuen Technologie. DITO.
Genau hier muss die Brücke zur Bildungspolitik geschlagen werden. Denn statt unter dem Motto “The Länd” Fachkräfte aus dem Ausland anzuwerben, können die Fachkräfte auch an den Universitäten und Hochschulen im “Länd” ausgebildet werden. Dafür braucht es jetzt gründliche und effektive Lösungen und das, so schnell wie möglich. Konkret fordern wir eine Leitlinie, vorgegeben von Ihnen und dem gesamten Landeskultusministerium, an welche sich alle Hochschulen und Universitäten in Baden-Württemberg orientieren können und somit endlich feststeht, was erlaubt ist und was nicht.
Klar ist nämlich, dass die KI nicht verschwinden, sondern bleiben und noch viel größer werden wird. Genau deshalb sind Verbote nutzlos. Es müssen genau jetzt lösungsorientierte Vorgaben her, wo ChatGPT noch nicht tagesaktuell ist und Dall-e noch Hände an den Hals zeichnet, sprich, die KI-Systeme noch nicht vollständig ausgereift sind. Die Probleme, die die KI mit sich bringt, werden nicht ungefährlicher. Im Gegenteil: Sie verstärken sich sogar, wenn jetzt noch lange abgewartet wird, bis Entscheidungen gefällt werden.
Mit freundlichen Grüßen
Anni und Laurin vom edit.Magazin