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Abfahrt in die Zukunft: Ein Projekt für Nachhaltigkeit im Skisport

Ein Projekt, das zum Mitmachen anregen soll.
In Aus- und Fortbildungen des SSV wird über umweltbewusstes Handeln und soziale Verantwortung im Schneesport aufgeklärt. | Quelle: Schwäbischer Skiverband e.V.
21. Mai 2025

Kunstschnee, hoher Energieverbrauch und Eingriffe in die Natur. Skifahren und der Wintersport allgemein stehen schon lange in der Kritik, denn sie belasten nachweislich unser Klima. Der Schwäbische Skiverband (SSV) begegnet dieser Herausforderung mit gezielten Nachhaltigkeitsprojekten.  

In Deutschland fahren jährlich über sieben Millionen Menschen mindestens einmal im Jahr Ski. Längst steht fest, dass der Sport nicht klimafreundlich ist und auf Kosten der Umwelt ausgetragen wird. Einer der Gründe dafür ist die Anreise, denn 84 Prozent der Urlaubenden reisen mit ihrem Auto in die Berge. Dabei verursacht genau das einen erheblichen Ausstoß an Co₂. Nachhaltigkeitsansätze lassen sich nur schwer umsetzen. Genau hierauf fokussiert sich der SSV in seinem Projekt, das sich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. Das fortlaufende Projekt soll aufklären und zeigen, dass es auch anders geht: bewusster, klimafreundlicher und zukunftstauglicher.

Der Schwäbische Skiverband (SSV) ist Teil des Deutschen Skiverbands (DSV) und nach eigenen Angaben mit knapp 100.000 Mitgliedern der zweitgrößte Landesskiverband innerhalb des DSV. Er ist in vier Bezirke unterteilt, die sich vom Raum Stuttgart bis nach Oberschwaben erstrecken.
Zum Angebot des SSV gehören sowohl Wettkampf- und Leistungssport als auch Breitensport und die Aus- und Weiterbildung von Lehrkräften im Wintersport.
Zum Verband gehören rund 160 Skischulen und 450 Vereine.

Quelle: online-ssv.de

Lösungen aus der Krise

Die Idee zum übergeordneten Projekt entstand 2018. „Für die Saisonvorbereitung hatten wir so wenig Schnee, dass wir beschlossen haben, nicht auf den Gletscher zu fahren“, so Phillip Zofer, Vizepräsident für Nachhaltigkeit beim SSV. Schnell war klar, dass das Problem bleiben würde. „Wir stellten uns die Frage, wie unser Sport in der Zukunft aussehen könnte und was wir aktiv zur Nachhaltigkeit beitragen können“, erzählt Zofer. Eine Projektgruppe zum Thema Nachhaltigkeit im Schneesport entstand. Während der Corona-Zeit entwickelten sich erste Projektideen, die bis heute weitergeführt werden. Zofer erklärt: „Der erste Schritt war, zu schauen, wie wir das Ganze intern gestalten können. Ein großer Baustein in dem ganzen Thema ist die Vernetzung. Deshalb haben wir uns angeschaut, was die anderen Landesskiverbände unternehmen, und tauschen uns mit diesen auch regelmäßig aus."

Ideen und Herausforderungen

Teil des Projektes ist es, in Ausbildungen und Fortbildungen über Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung aufzuklären. Neben einer Ski-Technik-Schulung lernen die Teilnehmenden auch umweltfreundliches Verhalten im Wintersport. Dabei spielen Themen wie Vernetzung, Fahrgemeinschaften und ressourcenschonender Umgang eine Rolle in den Lehrgängen. Zudem werden Inhalte der N!-Charta Sport vermittelt, einer Initiative des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Sie beinhalten unter anderem auch Richtlinien für Nachhaltigkeit und dienen als Leitfaden. Es soll ein besseres Verständnis für ökologische, soziale und ökonomische Nachhaltigkeit geschaffen werden. Das Konzept soll laut Zofer aber nicht nur als Teil der Ausbildung integriert werden: „Das Projekt richtet sich an Vereine und Wintersporttreibende, um aufzuklären und zum Handeln zu bewegen.“ 

Busse zur Anreise: Eine Alternative zum Auto und weitaus klimafreundlicher.
Gemeinsam unterwegs: Die Anreise im Bus spart Emissionen – eine klimafreundliche Alternative zum Auto für Skifahrende. | Quelle: Schwäbischer Skiverband e.V.
Skifahren auf Matten.
Skifahren ohne Schnee: Der SSV testet alternative Untergründe wie Matten, um den Skisport zukunftsfähig zu machen. | Quelle: Schwäbischer Skiverband e.V.
Zusammen aufräumen. Der SSV nimmt am World Cleanup Day teil.
Zusammen aufgeräumt: Beim World Cleanup Day sammelte der SSV unter dem Motto „Schneesport räumt auf“ gemeinsam mit Vereinen Müll – ein Projekt, das auch in Zukunft stattfinden soll. | Quelle: Schwäbischer Skiverband e.V.
Aufklären um etwas zu bewirken, teil der Ausbildung zum Skilehrer ist es über das Klima aufgeklärt zu werden.
Aufklären, um etwas zu bewirken: Der SSV sensibilisiert Teilnehmende in Lehrgängen für Verantwortung und Klimaschutz im Schneesport. | Quelle: Schwäbischer Skiverband e.V.

Ein Beispiel dafür ist, wie Zofer erklärt, das Pilotprojekt „Grüne Grundstufe“. Das einmalige Projekt wurde bei der Grundausbildung der Skilehrenden durchgeführt. Ziel war es, Vereinen aufzuzeigen, dass umweltfreundlich nicht gleich kompliziert und teuer ist. Die Maßnahmen umfassten unter anderem ein Referat zur Umweltbildung, mit dem Ziel, insbesondere über Natur und Nachhaltigkeit im Winter aufzuklären. Außerdem wurden die Teilnehmenden vegetarisch verpflegt und reisten gemeinsam in Reisebussen an, um auf individuelle Fahrten zu verzichten. Das Pilotprojekt wurde durch Fördermittel ermöglicht, die im Rahmen der erfolgreichen Teilnahme am Wettbewerb „Sport & Nachhaltigkeit“ gewonnen wurden. Eine flächendeckende Umsetzung bei jeder Fortbildung ist jedoch bislang aus Kostengründen nicht realisierbar.

„Das Projekt richtet sich an Vereine und Wintersporttreibende, um aufzuklären und zum Handeln zu bewegen."

Phillip Zofer - Vizepräsident Nachhaltigkeit, Schwäbischer Skiverband.

Es gab aber auch Ideen, die keinen Anklang fanden. Zur Selbstkontrolle erhielten die Vereine beispielsweise eine Stempelkarte mit verschiedenen Nachhaltigkeitszielen. Sie galt als Leitfaden zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Genutzt wurde sie jedoch nicht. Grund dafür könnte entweder die Unwissenheit über die Existenz der Karte, oder der Mehraufwand für die Vereine sein, schätzt Zofer. Trotzdem soll sie auch für die nächste Saison zu Verfügung stehen.

Der Schneesport von morgen

Der SSV beschäftigt sich auch mit der Zukunft des nachhaltigen Wintersports. Ein weiteres Projekt beschäftigt sich mit der Frage, wie Wintersport in Zukunft aussehen könnte. Dafür werden neue Ideen getestet – zum Beispiel Matten, auf denen man ohne Schnee Skifahren kann. Auch spezielle Geräte, die das Skifahren nachahmen sollen, werden ausprobiert. Ziel ist es, herauszufinden, welche alternativen Untergründe zukünftig genutzt werden können, um den Skisport zu erhalten.

Ein genaues Ziel in Zahlen gibt es beim Nachhaltigkeitsprojekt nicht. Es soll durch praxisnahe Initiativen das Bewusstsein für Nachhaltigkeit geschaffen werden und das Handeln eines jeden Schneesporttreibenden nachhaltig prägen, erklärt Zofer.

Das Projekt unter der Lupe

Aber wie wirkungsvoll sind die Ansätze und können sie einen Unterschied machen? Jannik Angele, Umweltwissenschaftler mit Schwerpunkt Ressourcenmanagement, sieht die Vorteile des Projekts hauptsächlich darin, dass der SSV sein weitreichendes Mitgliedernetzwerk nutzen kann, um möglichst viele Menschen zu erreichen. Laut Angele sei es jedoch wichtig, die Maßnahmen regelmäßig und bei Bedarf anzupassen. So sollen auch in der Zukunft wirkungsvolle Ansätze entwickelt werden, falls sie nicht den gewünschten Effekt erzielen. Dafür brauche es aber auch Zahlen, an denen der Erfolg gemessen werden kann. Ob die Maßnahmen wirken, zeige sich erst durch eine jährliche Evaluation mit Blick auf den Ist-Zustand, so Angele. Umweltbildung soll dabei nicht nur informieren, sondern motivieren.