"Money can't buy life"

Er war mehr als nur ein Musiker – Bob Marley – der Mann mit den Dreadlocks, der es aus ärmlichen Verhältnissen in Jamaika bis ganz nach oben schaffte. Auf die größten Bühnen der Welt, in ausverkaufte Stadien, in die Wohnzimmer von Millionen von Menschen. Seine Songs wurden zu Hymnen des Widerstands, seine Platten zu Platin. Und mit dem Ruhm kam auch das Geld. Millionen auf dem Konto, Kultstatus im Legendenkosmos. Doch all das konnte ihn nicht vor dem Hautkrebs retten, der ihn mit nur 36 Jahren aus dem Leben riss. Und vielleicht war es gerade deshalb kein Zufall, dass seine letzten Worte lauter klangen als jeder seiner Songs: „Money can’t buy life.” Ein Satz, wie in Stein gemeißelt. Ausgerechnet von einem Mann, der alles hatte – und doch das Wertvollste verlor.
Geld ist nur die halbe Welt
Es klingt wie ein eleganter Tritt in unseren geldverliebten Konsumkokon. Denn mal ehrlich: Was, bitteschön, kann Geld heutzutage nicht kaufen? Ein neues Auto? Mit dem passenden Finanzzauber kein Problem. Sicherheit? Geht ganz fix mit einer Versicherung. Ja , sogar Liebe lässt sich durch den Kauf eines Blumenstraußes oder einer Dating-App bezahlen.
Wir leben in einer Welt, in der scheinbar alles seinen Preis hat. Doch die bittere Erkenntnis kommt oft erst dann, wenn es längst zu spät ist: Im Leben ist alles irgendwie käuflich – nur das Leben selbst lässt sich mit keinem Geld der Welt bezahlen. Denn kein Geld schützt vor einer Diagnose. Keine Zahl auf dem Konto kann einen Menschen zurückbringen. Keine Papierscheine können garantieren, dass du morgen früh noch aufwachst. Trotzdem scheint es oft das Größte zu sein, nach dem die Menschheit strebt: Geld. Geld. Geld. Geld hier, Geld da, am liebsten Geld überall. Wir jagen nach Reichtum wie durstige Tiere nach Wasser in der Wüste. Rackern uns jeden Tag auf der Arbeit ab, damit der Kontostand wächst. Was aber die wenigsten Menschen verstehen, ist, welch hohen Preis wir für die bunten Scheine bezahlen: Wir bezahlen mit Lebenszeit. Dabei grenzt es schon fast an Ironie, dass wir überhaupt bezahlen müssen, um mit Geld bezahlen zu können.
Der unbezahlbare Moment
Während manche Menschen morgens aufwachen und hoffen, dass das Geld für das Mittagessen reicht, denken andere zur gleichen Zeit darüber nach, ob es der Porsche in schneeweiß oder doch lieber in mitternachtsschwarz sein soll. Aber der Tod fragt nicht, ob du ein Millionenkonto hast oder eine Kundenkarte vom Supermarkt. Er kommt – und am Ende bleibt kein Preisschild, sondern die Frage, was wirklich wertvoll war. War es das Geld, das du verdient hast, oder die Zeit, die du mit deinen Liebsten verbringen konntest? Was hat dein Leben wertvoll gemacht?
Vielleicht ist es das, was Bob Marley uns hinterlassen wollte: Ein Satz, so scharf, dass er unsere geldgefütterte Glücksillusion zerbrechen kann. Geld bringt uns nicht die Lebenszeit zurück, die wir für Geldmacherei verschwendet haben. Es kann uns zwar viel geben: Komfort, Auswahl, Optionen. Und darüber können wir uns auch glücklich schätzen. Aber das Wesentliche – das, was uns Menschen ausmacht – ist nicht käuflich. Lebenszeitkapital. Und so wird aus Marleys letzten Worten kein trauriges Ende, sondern eine Erinnerung: dass wir endlich anfangen sollten, in unser Leben zu investieren. Nicht in Dinge. Denn am Ende ist es nicht der Kontostand, der uns rettet, sondern die brutale Einsicht, dass das Leben unbezahlbar ist.
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