„Das ist auch für Studenten definitiv geeignet.“
Sidehustle für Studierende: Flohmarkt-Reselling
Es ist Flohmarkt an einem warmen Sonntagmorgen. Die Verkäufer*innen haben ihre Stände noch gar nicht fertig aufgebaut und auch ihr letztes Schmuckstück noch nicht auf ihren Tisch gelegt, da stehen schon die ersten Interessent*innen vor ihnen. Einer davon ist der 28-jährige Jonas Steinbeißer aus dem bayrischen Coburg. Er ist Flohmarkt-Reseller. Das erklärt auch, warum er so früh da ist. Damit befolgt er nämlich eine der wichtigsten Reseller*innen-Regeln auf dem Flohmarkt, denn: Die Konkurrenz schläft auch zu dieser Uhrzeit nicht.
Wenn die Leidenschaft zur Berufung wird
Jonas Steinbeißer, auf Plattformen wie „TikTok“ unter dem Namen „fustler“ bekannt, hat schon seit seiner Kindheit ein Herz für Flohmärkte. „Ich bin nämlich damals immer mit meinen Eltern auf den Flohmarkt gegangen und habe PlayStation-Spiele und Pokémon-Karten verkauft“, erinnert er sich. Seinen Freunden hat er von den Flohmarktbesuchen allerdings nie erzählt. „Ich hatte als Kind das Vorurteil, dass da nur arme Menschen hingehen oder dass es da ziemlich dreckig ist. Was man als Kind halt so denkt“, erzählt er weiter. Auf das Thema „Reselling“ ist er allerdings erst später in seinem Leben gekommen. Als er auf der Plattform „YouTube“ jemanden gesehen hat, der auf Flohmärkte ging, dachte er sich „Ich kann das auch“ und geht seitdem selber auf Schnäppchenjagd. Erst war das Reselling nur ein Hobby, seit drei Jahren verdient er nun aber hauptberuflich sein Geld damit. Sogar einen eigenen kleinen Spielzeugladen besitzt der 28-Jährige heute. Neben seiner Schatzsuche auf Flohmärkten, bezieht er viele seiner Produkte außerdem von Großhandelskontakten.
Geld machen mit Mario, Sonic und Co.
Das Ziel von Flohmarkt-Reseller*innen ist es, Produkte zu finden, die sie günstig kaufen und später auf Plattformen wie „eBay“ mit möglichst hohem Gewinn weiterverkaufen können. Aber welche Produktarten sind denn für Flohmarkt-Reseller*innen besonders vielversprechend? Ein Auge wirft Jonas immer auf Markenspielzeug wie Actionfiguren, Plüschtiere oder auch Brettspiele. Technische Geräte wie Kameras und natürlich der Klassiker – Videospiele – sind ebenfalls interessante Produkte für ihn. „Von Anfänger bis Profi, jeder möchte Videospiele haben. Es ist ein riesengroßer Markt, das funktioniert sehr gut“, weiß er. Hier haben es ihm vor allem die Produkte der Marke „Nintendo“ angetan. Egal, ob Gameboys, N64-Konsolen oder Switch-Zubehör: Das japanische Unternehmen hat laut ihm eine „sehr krasse Community. Viele sammeln das auch“. Dazu passt, dass er einen seiner besten Flohmarkt-Deals 2023 mit einer Kiste voller originalverpackter „Super Nintendo“-Spiele gemacht hat. Rund 80 Euro hat er für den Inhalt bezahlt, der am Ende mehrere hundert Euro wert gewesen sei.
„Holy Grail“ Gameboy
Doch ob man diese gewinnbringenden Produkte regelmäßig findet, kann auch davon abhängen, auf welchen Flohmärkten man auf die Suche geht. Vor allem mit „Hof und Garagen-Flohmärkten“, wie er sie nennt, die nicht wöchentlich stattfinden, hat Jonas oft gute Erfahrungen gemacht. „Da entscheiden sich Stadtteile oder Dörfer dazu, irgendwo an Grundstücken Luftballons hinzuhängen und packen die Garagen voller Produkte. Die sind meiner Meinung nach die besten“, erklärt er. Ganz pauschalisieren könne man das allerdings nicht. Laut Jonas gab es auch schon Flohmärkte, auf die er überhaupt keine Lust hatte, dann aber plötzlich ein „Gameboy“ vor ihm lag, den er als den „Holy Grail“ unter den Flohmarktgänger*innen bezeichnet.
Als „Holy Grail“ (deutsch: heiliger Gral) wird der Kelch bezeichnet, den Jesus Christus beim letzten Abendmahl benutzt haben soll. Reseller*innen wiederum nennen ein Produkt, welches sie unbedingt haben wollen „Holy Grail“. Meistens, weil sie dieses Produkt mit besonders hohem Gewinn weiterverkaufen können.
Auch für Studierende geeignet?
Laut dem statistischen Bundesamt, liegt die aktuelle Inflationsrate in Deutschland bei etwa zwei Prozent (stand April 2024). Gerade deshalb klingt Flohmarkt-Reselling auch für Studierende nach einer netten Möglichkeit, sich nebenbei ein wenig Geld in die Kassen zu spülen. Dieser Meinung ist auch Jonas. Besonders, weil man selbst über die in das Reselling investierte Zeit entscheiden kann: „Das geht von einer Stunde am Tag, bis komplett durchziehen. Das ist auch für Studenten definitiv geeignet.“ Gleichzeitig weist er aber darauf hin, dass es für Reseller*innen wichtig sei, gewisse Punkte zu beachten, um keine strafrechtlichen Probleme zu bekommen.
Man muss zum Beispiel ein Gewerbe anmelden, bevor man seine Flohmarktfunde regelmäßig gewinnbringend weiterverkauft. „Da fallen auch die meisten auf die Nase“, warnt er. Auch mit Themen wie der Beschaffung einer Verpackungslizenz oder eines Rechnungsprogramms sollte man sich vor dem Einstieg in die Welt der Reseller*innen beschäftigen.
Ein iPhone für 20 Euro?
Eine weitere Gefahr, auf die Jonas aufmerksam machen möchte, ist auf den Flohmärkten an Hehlerware zu gelangen. „Wenn du da jetzt einen Stand hast, mit 15 iPhones und da kostet ein iPhone 20 Euro, ist das ein geiles Schnäppchen, aber warum klingelt er die für 20 Euro raus?“, mahnt er. „Da muss man auch so ein bisschen drauf aufpassen.“ Denn wenn man Hehlerware als Händler*in in Umlauf bringe, so der Reseller, hafte man unter Umständen auch dafür. Dazu schreibt das Landeskriminalamt Bayern auf seiner Website, dass sich Käufer*innen laut § 259 StGB strafbar machen, wenn sie eine gestohlene Sache kaufen, um sich selbst zu bereichern. Darunter falle auch, wenn der bezahlte Preis günstiger als der billigste legale Verkaufspreis ist. Deshalb empfiehlt das Landeskriminalamt bei dem Verdacht, dass die angebotene Ware gestohlen sein könnte: „Finger weg!“
Das sind allerdings keine Dinge, durch die sich Jonas aufhalten lässt. Er wird auch weiterhin früh morgens aufstehen und die Flohmärkte Deutschlands nach dem nächsten Deal abgrasen. Denn wie er so schön sagt: „Ich mach‘ immer weiter, egal was ist. Wie der Anzeigenhauptmeister.“