„Mich motiviert diese Bedrohung eher etwas dagegen zu tun, … deswegen nehme ich zum Beispiel auch an Protesten teil.“
Wann fällt uns der Himmel auf den Kopf?
Mehr Engagement dank Klimaangst
„Climate Justice!“ und zwar „Jetzt!“ und nicht erst, wenn es sowieso schon zu spät ist. Das ist eine der Parolen der Fridays for Future Demonstrant*innen. Die meisten von ihnen verspüren Klimaangst. Sie ist die Motivation für ihr Engagement, vor allem bei jungen Menschen. Die Angst vor den Folgen der Klimakrise, das Gefühl der Niedergeschlagenheit und der Frustration, schließlich sind die Auswirkungen des Klimawandels lebensbedrohend. Das Eis an den Polen schmilzt und der Meeresspiegel steigt. Biodiversität und Ökosysteme gehen weiter verloren und Extremwetterereignisse wie die Überschwemmungen im Ahrtal nehmen zu. Und das sind nur einige der Folgen. Angst zu haben, ist da wohl gerechtfertigt. Sie ist sogar wichtig, schließlich sind Gefühle Bedürfnisanzeiger und nur wenn wir uns einer Situation bewusst sind, passen wir ihr unser Verhalten an.
Klimakrise auch im Kopf
Der Klimawandel ist menschgemacht, was ihn auch zu einem psychologischen Thema macht. Schließlich muss es ja begründbar sein, warum wir unser Verhalten nicht ändern, obwohl wir doch genau wissen, dass genau das nötig ist. Es gibt hauptsächlich zwei menschliche Reaktionen auf den Klimawandel: Verdrängung und Angst. Die Verdrängung ist ein Abwehrmechanismus und nicht wirklich hilfreich, wenn wir doch eigentlich handeln müssten. Leider dominiert sie in unserer Gesellschaft. Genau deshalb brauchen wir die Angst, um ins Handeln zu kommen. Genauer gesagt: Die Klimaangst. Natürlich ist es einfacher, sich innerlich zurückzuziehen, statt sich mit den Problemen unserer Zeit zu konfrontieren und sein Verhalten zu verändern. Aber es braucht nun mal mehr Engagement der Bevölkerung, um eine Systemänderung zu erreichen.
Wut vs. Angst
Gefühle sind sehr starke emotionale Aktivatoren, um Verhalten zu ändern. Im Fall der Klimakrise zum Beispiel Wut, Frustration oder eben Angst. Wut auf die Politik und die Konzerne. Frustration, dass selbst wenn man klimaneutral leben würde, es trotzdem nicht genug ist. Und Angst, dass wir es eben nicht mehr schaffen, den Klimawandel aufzuhalten und mit den Folgen leben müssen. Wut ist in den meisten Fällen zwar der stärkere Aktivator, doch Angst führt zu langfristigerem Handeln und genau das ist es ja, was wir brauchen. Die Menschen müssen eine persönliche Verantwortung empfinden und sich damit auseinandersetzen. Wut dagegen führt eher zu Konfrontation und damit Konflikten.
Der Himmel ist blau, der Klimawandel unsichtbar
Bei den meisten Menschen unserer Gesellschaft ist die Angst offensichtlich noch nicht angesprungen, dabei ist sie doch so nötig, um endlich aktiv zu werden. Die Auswirkungen des Klimawandels sind bei uns noch nicht spürbar. Zumindest noch keine Extreme. Der Himmel scheint noch immer blau, die Bäume sind grün und über die Hitzeschübe freuen sich die meisten sogar. Wir alle lieben doch den Sommer! Die Angst wäre wohl schon längst angesprungen, wenn wir klar erkennen könnten, dass etwas nicht stimmt, doch der Klimawandel scheint unsichtbar. Und wie könnte unsere Angst anspringen, wenn es gar keinen akuten Grund dafür gibt? In der Psychologie wird von einem „optimalen Angstniveau“ gesprochen. Dieses beschreibt den Zustand, den wir brauchen, um aktiv zu werden und uns zu engagieren. Es beschreibt einen mittleren Gefühlszustand, der Menschen dazu motiviert, sich klimafreundlicher zu verhalten und genau das ist doch die Lösung! Extreme wie Panik oder Gefühlstaubheit hindern uns daran, aktiv zu werden, denn wenn die Angst nicht vorhanden oder zu stark ist, hält uns das eher davon ab, rational zu handeln. Zu starke Klimaangst ist frustrierend und führt uns zu einem Gefühl der Ohnmacht, da wir nicht wissen, wie wir als Einzelperson mit einem so großen Problem umgehen können. Dabei müsste man das Problem nur runterbrechen und in kleine Einzelteile zerlegen, denn wenn jeder das tut, was er kann, ist uns ja auch schon geholfen! Das ist natürlich leichter gesagt als getan, doch niemand kann allein den Klimawandel aufhalten. Und das erwartet auch niemand.
Wenn also mehr Menschen Klimaangst verspüren und diese auch konstruktiv umsetzen würden, statt sie zu verdrängen, könnten wir als Gesellschaft aktiv werden. Vielleicht, ganz vielleicht, könnten wir den Klimawandel dann noch rechtzeitig aufhalten. Oder zumindest aufhalten, was noch aufzuhalten ist, statt die eigene Verantwortung zu verdrängen.