Abfall 8 Minuten

Mehr Menschen, mehr Müll?

Bildercollage zu Müll und dessen abhängige sozioökonomische Faktoren.
Können Faktoren wie Einkommen, Alter oder Haushaltsgröße unser Müllaufkommen erklären? | Quelle: Sinan Korkmaz
14. Apr. 2025

Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit rücken immer mehr in den Fokus unserer Gesellschaft. Doch was hat eigentlich Müll damit zu tun? Und welche Faktoren beeinflussen, wie viel Müll wir produzieren? Eine Datenanalyse zum Müllaufkommen der Kreise Baden-Württembergs.

Unser Müll steht in direktem Zusammenhang mit Umweltbelastungen. Jede*r kennt die Videos von großflächigen Müllinseln, die an der Meeresoberfläche schwimmen. Durch diese Müllinseln in den Meeren, gelangt Mikroplastik in unsere Nahrungsketten und auch die Meeresfauna leidet erheblich darunter. Ein Teil unseres Mülls wird verbrannt, bei dieser Verbrennung entstehen Treibhausgasemissionen, die dem Klimawandel in die Hände spielen. Schon durch falsches Deponieren von Abfällen kann das Grundwasser kontaminiert werden. Müll und seine fachgerechte Entsorgung ist also ein hochaktuelles und durchaus relevantes Thema, wenn es um Klimawandel, Nachhaltigkeit und Umweltschutz geht.  

In Baden-Württemberg sind laut der Abfallbilanz des Landes im Jahr 2022 rund 10,89 Millionen Tonnen Abfälle entsorgt worden. Diese Analyse konzentriert sich auf das Pro-Kopf-Aufkommen der häuslichen Abfälle in den Landkreisen Baden-Württembergs.

Die Zahlen der einzelnen Kreisen unterscheiden sich teilweise stark voneinander. Im Landkreis Tübingen zum Beispiel lag das Müllaufkommen pro Kopf 2022 bei 260 Kilogramm, im Stadtkreis Baden-Baden hingegen lag es bei stolzen 448 Kilogramm pro Kopf – also bei fast doppelt so viel. Daher stellen sich die Fragen: Woher kommen diese Unterschiede? Und welche Faktoren beeinflussen das Müllaufkommen? 

Wie wurde die Analyse durchgeführt?

Um das herauszufinden, wurden die Daten des Abfallaufkommens pro Stadt- und Landkreis in verschiedenen Jahren mit sozioökonomischen Faktoren desselben Zeitraums verglichen. Mithilfe einer Regressionsanalyse wurde untersucht, ob und wie sich sozioökonomische Faktoren wie Einkommen, Bevölkerungsdichte, Haushaltsgröße und Alter auf das Müllaufkommen auswirken.

Einzelne Punkte repräsentieren dabei Stadt- oder Landkreise. Ihre Position auf der horizontalen und vertikalen Achse gibt Aufschluss über den jeweiligen sozioökonomischen Faktor und das Müllaufkommen. Wenn beispielsweise die Punkte eine aufsteigende Tendenz aufweisen, lässt sich vermuten, dass mit zunehmendem Wert des sozioökonomischen Faktors auch das Müllaufkommen steigt. Umgekehrt würde eine absteigende Tendenz bedeuten, dass ein höherer Wert des Faktors mit einem niedrigeren Müllaufkommen einhergeht.

Die ermittelten Bestimmtheitsmaße (R²) bieten Einblicke in die Stärke der Korrelation zwischen dem Müllaufkommen und den verschiedenen sozioökonomischen Faktoren in Baden-Württemberg. Ein niedriger R²-Wert für die Bevölkerungsdichte im Jahr 2022 (0,010) lässt darauf schließen, dass dieses Merkmal nur in geringem Maße das Müllaufkommen erklären kann. Im Gegensatz dazu weist das Durchschnittsalter im gleichen Jahr mit einem höheren R²-Wert von 0,128 auf eine stärkere mögliche Verbindung hin. Das verfügbare Einkommen im Jahr 2019 (R²: 0,109) zeigt ebenfalls moderate Zusammenhänge. Auffällig ist die höhere Erklärungskraft der durchschnittlichen Haushaltsgröße im Jahr 2017 mit einem R²-Wert von 0,181. Diese Werte deuten darauf hin, dass die Haushaltsgröße im Vergleich zu anderen Faktoren möglicherweise einen signifikanteren Einfluss auf das Müllaufkommen pro Kopf in der Region hat.

Was ist das Bestimmtheitsmaß?

Das Bestimmtheitsmaß, oder R²-Wert, gibt an, welcher Prozentsatz im Müllaufkommen durch die untersuchten sozioökonomischen Faktoren erklärt wird. Ein R²-Wert von beispielsweise 0,128 für das Durchschnittsalter im Jahr 2022 bedeutet, dass etwa 12,8% des Müllaufkommens auf das Alter zurückzuführen sind. Dieses Maß hilft, die Stärke und Relevanz der Korrelationen zwischen Müllaufkommen und Faktoren wie Bevölkerungsdichte, Durchschnittsalter oder Haushaltsgröße besser zu verstehen.

Es ist wichtig zu betonen, dass die identifizierten Korrelationen nicht zwangsläufig auf kausale Zusammenhänge hinweisen. Die vorliegenden Daten und Visualisierungen geben Anhaltspunkte, aber es wären weitere umfassende Untersuchungen notwendig, um alle abschließenden Ursachen zu klären. Es können auch andere Faktoren eine Rolle spielen, die in dieser Analyse nicht berücksichtigt wurden, wie zum Beispiel der Bildungsstand oder die Arbeitslosenquote.

Insgesamt verdeutlicht diese Analyse die Komplexität des Themas und unterstreicht die Notwendigkeit zusätzlicher Forschung und Maßnahmen, um effektive Strategien zur Reduzierung des Müllaufkommens entwickeln zu können und die Nachhaltigkeit in Baden-Württemberg und darüber hinaus zu fördern.