Rassismus in Stuttgart

Zwischen bunt und braun

Rassistische Erfahrungen werden viel zu oft totgeschwiegen.
09. Jan. 2020

Das politisch grün orientierte Stuttgart steht in einem Licht, dem die Stadt nicht immer gerecht wird. Rassismus im Alltag ist hier keine Seltenheit. Fünf Jugendliche aus verschiedenen Kulturkreisen berichten von ihren Erfahrungen.

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Erfahrungsberichte junger Erwachsener unterschiedlicher Herkunft | Quelle Stadtplan: VVS - de.maps-stuttgart.com

Stuttgarter mit Migrationshintergrund treffen immer wieder auf Inakzeptanz: Rassistische Beleidigungen und Diskriminierung müssen viele Menschen häufig hinnehmen. Und das, obwohl die Stadt Stuttgart für ihren Ruf als grüne Landeshauptstadt bekannt ist: Im Vorjahr hat Bündnis 90 die Grünen mit einem Wahlergebnis von 30,5 Prozent die Regionalwahlen gewonnen. Sie hatte damit anderen Parteien gegenüber einen Vorsprung von 8,7 Prozent. Bei diesem Ergebnis könnte man erwarten, dass rassistische Vorfälle in Stuttgart seltener sind, als es in der Realität der Fall ist. Laut einer Studie, welche 2010 von "FORSA Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen" veröffentlicht wurde, sind sich knapp zwei Drittel der Befragten sicher, dass Gewalt in der Gesellschaft auf die mangelnde Zivilcourage der Menschen zurückzuführen ist.

Wer in der Öffentlichkeit Opfer von Rassismus wird, weiß meist nicht direkt, wie er oder sie reagieren soll. Laut den Erfahrungsberichten, ist es wichtig, Initiative zu ergreifen und einzuschreiten, wenn jemand auf offener Straße beleidigt oder diskriminiert wird. Jeder sollte seinen Teil dazu beitragen und mithelfen, zu zeigen, dass Stuttgart eine interkulturelle Großstadt ist, in der Fremdenhass keinen Platz finden darf. Denn Zivilcourage entsteht aus einem Wir-Gefühl und Stärke.

Menschen, die eine rassistische Einstellung haben, sollten mit Ausländern in Kontakt treten, um sie persönlich kennenzulernen. So können Vorurteile aufgebrochen und der Ausgrenzung entgegengewirkt werden. Der Kampf gegen den Rassismus fängt auf kleiner Ebene an: Jeder Einzelne kann einen Unterschied machen, auch wenn es nur im Sportverein, in der Uni oder bei der Arbeit ist. Ein Bewusstsein muss geschaffen werden, dass das Thema Rassismus für Betroffene alltäglich ist und jeder im Umgang damit als Vorbild agieren sollte.

Falls man selbst betroffen ist, kann man sich an das Büro für Antidiskriminierungsarbeit Stuttgart wenden. Hier wird man zu seinem Fall beraten und rechtliche Konsequenzen werden gemeinsam besprochen:

                       Kontakt

                       info@antidiskriminierung-stuttgart.de

                       0711-23726-82

Laut Angaben des Antidiskriminierungsbüros in Stuttgart, wurden in den letzten Jahren immer mehr rassistische Vorfälle gemeldet. Diese beziehen sich zum Beispiel auf Probleme bei der Wohnungssuche, Polizeikontrollen oder Übergriffe auf offener Straße. Dabei lässt sich nicht sagen, ob Rassismus generell mehr geworden ist. Er wird nach Angaben des Antidiskriminierungsbüros Stuttgart gerade lediglich sichtbarer, da es mehr Anlaufstellen für Betroffene gibt und mehr Fälle gemeldet werden.

Angetrieben durch die Flüchtlingswelle von 2015 hat sich – nicht nur in Stuttgart, sondern in ganz Deutschland – eine Haltung zwischen Willkommenskultur und Angst vor dem Fremden etabliert. Eine Angst, welche unsere Gesellschaft spaltet, uns nur noch weiter voneinander entfernt und nicht nur regional, sondern global bekämpft werden muss. Besonders in Deutschland sollten wir im 21. Jahrhundert dieses gesellschaftliche Problem bereits überwunden, sowie eine hohe Sensibilität in Bezug auf Rassismus entwickelt haben.

Um den Ruf eines bunten Stuttgarts in die Welt zu tragen und gegen Fremdenhass vorzugehen, organisiert die Landeshauptstadt jährlich eine Vielzahl interkultureller Feste. Auch für 2020 stehen bereits die Termine fest:

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Interkulturelle Feste im Raum Stuttgart | Quelle: iStock (by Getty Images)